Es gibt böse Zungen, die behaupten, dass ich zwar bei der Berghilfe arbeite, aber deswegen noch lange nicht berggängig sei. Leider haben sie recht. Meinen Ruf gefestigt habe ich kürzlich auf einer Wanderung vom Hohen Kasten hinunter Richtung Brülisau, die ich zusammen mit meinem Mann in Angriff nahm. Es sollte eine ganz einfache Wanderung werden. Wir hatten uns pflichtbewusst im Netz informiert und uns wegen eines Tipps auf einer Familien-Seite extra für diese Tour entschieden. Es hiess nämlich, sie sei ideal für Kinder, wunderschön, mit einem Seeli fürs Picknick. Alles ach so einfach. Und was im Netz steht, muss ja stimmen, oder? Also los ins Appenzell und mit der Seilbahn rauf auf diesen Kasten. Jetzt nur noch runter. Aber schon die ersten paar Meter auf dem felsigen Weg waren alles andere als einfach. Da erst merkten wir, dass wir uns auf einem weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg befanden. Wir trotz allem mutig weiter, runter und rauf. Und runter. Und nochmals rauf (keuch, krampf, schnaub). Stundenlang. Zu guter Letzt verliefen wir uns auch noch und mussten querfeldein über eine steil abfallende Weide mit böse schauenden Kühen. Irgendwie haben wir es zurück zum Auto geschafft – und konnten uns die nächsten drei Tage vor lauter Muskelkater kaum bewegen. Seither weiss ich: Nur weil es einfach klingt, heisst es nicht, dass es einfach ist. Und bei weiss-rot-weiss, da sehe ich rot.
Flavia Rafaniello
Projektleiterin Fundraising und Kommunikation