Ein Alpsommer

Begleiten Sie die Älplerinnen und Älplern bei ihrer täglichen Arbeit und schauen Sie hinter die Kulissen eines traditionellen Alpbetriebs.

Einen Sommer auf die Alp

Einen Sommer lang hat unser Redaktor Max das Team auf der Alp Curtginatsch begleitet. Lesen Sie, wie der vergangene Sommer für Sennin Janine Jourdan und ihr Team gelaufen ist, warum auf der Alp Curtginatsch drei Mal Zügeltag ansteht und wieso seit Kurzem auch viereckige Käse produziert werden.

Für die Mathoner Bauern gibt das Postauto den Startschuss für den Alpaufzug. Sobald es durchs Dorf gefahren ist, ziehen die Bauern zu Fuss mit ihren Kühen bergwärts. Ausser, diese sind mal wieder zu ungeduldig und legen einen Frühstart hin.

Alpschweine leben heute gesünder

Auf fast allen Alpen mit eigener Käserei leben auch Alpschweine. Das ist auf Curtginatsch nicht anders. Die 28 Sauen fressen die beim Käsen anfallende Schotte und verwandeln dabei sozusagen Abfall in Schinken. Früher gab jeder Bauer – abhängig von der Anzahl gealpter Kühe – auch noch ein oder zwei seiner Schweine «z’Alp». Dieses System löste ungewünschte Begleiterscheinungen aus. Nicht nur, dass sich die Tiere in der neu zusammengewürfelten Gruppe bei Rangfolgekämpfen oft verletzten. Vor allem steckten sie sich auch gegenseitig mit Krankheiten an. Heute gehört dieses Problem der Vergangenheit an, weil die Schweine aus dem gleichen Stall stammen und schon vorher zusammengelebt haben.


Strom – auf Curtginatsch ein ewiges Ärgernis

Eigentlich ist in Sachen Strom alles perfekt auf der Alp Curtginatsch: Ein Kleinwasserkraftwerk versorgt Käserei und Hütte mit CO2-neutralem Strom, und die beiden Standplätze des mobilen Melkstands sind mit Leitungen erschlossen. Eigentlich. Denn in der Praxis gibt es bei der Stromversorgung noch viel Verbesserungspotenzial. Dem Wasserkraftwerk fehlt ein ausreichend dimensioniertes Reservoir, mit der Folge, dass bei Trockenheit viel zu wenig Strom produziert werden kann. Im vergangenen, trockenen Sommer war dies während fast der gesamten Alpzeit der Fall – mit der Folge, dass die Älplerinnen und Älpler sehr oft den lärmenden und stinkenden Generator hinter dem Stall anwerfen mussten. Als dieser dann eines Tages auch noch seinen Geist aufgab, kamen die Hirten Marc und Aron gehörig ins Schwitzen. Denn ohne Strom kein Melken. Und ohne Melken kein Alpbetrieb.

Fast täglich vollführen Käserin Janine Jourdan und Zusenn Lorenz Mohring in der Alpkäserei ihr Harfenballett. 80 000 Liter Milch verkäsen sie pro Alpsommer. Das gibt gut 7 Tonnen Alpkäse.


Schon fast ein Nachhausekommen

Einen ganzen Sommer lang habe ich die Alp Curtginatsch und ihre Protagonisten begleitet. Ich erlebte einen der spektakulärsten Sonnenaufgänge meines Lebens hier oben, rannte beim Alpaufzug mit der Filmkamera in der Hand den Kühen hinterher und sah an einem Tag mehr Murmeltiere als im restlichen Sommer zusammen. Ich genoss die frische Luft auf über 2000 Meter Höhe, während im Tal unten eine Hitzewelle herrschte, und fror mir ein andermal im Nieselregen beinahe die Zehen ab. Ich lernte die Älplerinnen und Älpler besser kennen, ass mit ihnen Käseschnitten, Käsehörnli und Brot mit Käse und brachte im Gegenzug bei meinen Besuchen frische Früchte, Gemüse und Nussgipfel mit. Insgesamt fast zehn Mal nahm ich die enge Bergstrasse mit den vielen Kehren unter die Räder, die von Wergenstein aus nach Curtginatsch führt. Und jedes Mal kam es mir etwas mehr wie ein Nachhausekommen vor, wenn ich den höchsten Punkt erreicht hatte und sich der Blick auf die Weiden und die Alpgebäude «meiner» Alp Curtginatsch auftat.

Max Hugelshofer
Redaktor

 Max Hugelshofer, Berghilfe Mitarbeiter



Das grosse Abrechnen

Käseteilet ist Zahltag. Dann kommen die Bauern auf die Alp um sich ihren Anteil am über den Sommer produzierten Käse abzuholen.


Alpkäse wird bewertet