«Am Ende kam nur der Detailhandel in Frage»

Alfred Bieri, Gründer von natürli zürioberland, über Direktvermarktung und die Stärke der Gemeinschaft.

Im Berggebiet werden viele Produkte von hoher Qualität hergestellt. Das alleine reicht für den kommerziellen Erfolg aber nicht aus. Es braucht auch eine clevere Vermarktung und geeignete Absatzkanäle. Alfred Bieri erzählt, wie es den kleinen Käsereien im Zürcher Oberland gelang, sich gegen grosse Industriekäsereien zu behaupten.

«Die Region Zürioberland zeichnet sich seit Jahrzehnten durch ihre Käsevielfalt aus. Diese Käse werden von kleinen, gewerblichen Käsereien hergestellt. Um gegen die grossen Industriekäsereien bestehen und die traditionelle Verarbeitung der Bergmilch, die Käserkunst, erhalten zu können, haben sich einige von uns vor über 20 Jahren zusammengeschlossen. Seither vermarkten wir unsere Produkte gemeinsam unter der Marke ‹natürli›.»

«Am Anfang haben wir nur Dorfläden, Käse- oder andere Spezialitätenläden beliefert. Als Folge des ‹Lädelisterbens› kamen auch wir immer mehr unter Druck und mussten zusätzliche Absatzkanäle erschliessen. Erste Gehversuche mit einem Online-Shop waren nicht erfolgreich. Der Aufwand, um den Konsumenten Käse und andere Molkereiprodukte gekühlt nach Hause liefern zu können ist sehr hoch. Es braucht viel Verpackungsmaterial und die Transportwege sind teilweise lang. Das ist mit unseren Grundsätzen von Ökologie und Nachhaltigkeit schwer vereinbar.»

«Somit kam am Ende nur der Detailhandel als Absatzkanal in Frage. Seit ein paar Jahren kann man natürli-Produkte bei Coop und Migros kaufen. Wir haben bisher gute Erfahrungen mit den Grossverteilern gemacht und schätzen die Zusammenarbeit. Bei Coop werden die Produkte unter der Marke natürli verkauft, das verschafft uns mehr Sichtbarkeit. Zudem haben wir in einer Coop-Filiale einen eigenen Laden, Shop-in-Shop nennt sich dieses Konzept.»

«Wir haben uns von Anfang an auf die Kundenbedürfnisse konzentriert und geschaut, welche Käsereiprodukte es auf dem Markt gibt und wo die Stärken unserer Käsereien liegen. Wir haben die Produktepalette entsprechend erweitert und die Vermarktungsstrategie auf die Anforderung unserer Partner angepasst. Bisher sind wir damit recht erfolgreich. Mit der Absatzentwicklung sind wir zufrieden, auch wenn wir nicht so schnell wachsen, wie wir sollten. Unser Ziel, zusammen mit den Käsern 90 Prozent der Heumilch aus dem Zürcher Berggebiet zu verarbeiten und abzusetzen, haben wir noch nicht erreicht. Um den Absatz weiter zu steigern, müssten wir vermehrt in Werbung investieren. Da uns die Produkte-Qualität sowie faire Preise für Produzent und Konsument wichtiger sind, als grosse Gewinnmargen und schnelles Wachstum, sind uns dabei enge Grenzen gesetzt.»

Text: Isabel Plana

Erschienen im Oktober 2016


Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.