Dass der Name dieses Gipfels rein gar nichts mit der Region zu tun hat, wissen nur wenige. Der Name Selun hat einen rätoromanischen Hintergrund und stammt vom Lateinischen «sol» für Boden ab. Der Name bezog sich zuerst nur auf die Alp unter dem Gipfel, denn bis vor rund 300 Jahren interessierten sich die Menschen nur für den bewohnbaren Bereich der Berge. Seit etwa 1430 ist die Alp unter dem Gipfel als Alp Salun oder Alp Silun überliefert. Erst später wurde der Gipfel über der Alp auch benannt. Der Einfachheit halber hat man dafür – wie oft üblich – jenen der Alp verwendet. Belebt war die Alp schon lange davor. Im Wildenmannlisloch am Selun hielten sich schon vor 30 000 bis 40 000 Jahren Neandertaler auf.
Das Findelkind von der Alp Selun
Aber nicht nur der Gipfel, sondern auch eines der bekanntesten Findelkinder der Schweiz, erhielten den Alpnamen. Johannes Seluner wurde vor fast 180 Jahren auf der Alp Selun gefunden. Damals geschätzte 15 Jahre, war der Junge taub und stumm. Die Gemeinde Alt St. Johann nahm ihn zuerst in ein Armenhaus auf, später kam er nach Nesslau. Niemand konnte seine Herkunft feststellen. So benannte man ihn nach einer bekannten Person und der Alp, wo er gefunden worden war. Mit der Zeit rankten sich immer wildere Geschichten um ihn, so dass Menschen aus der ganzen Schweiz anreisten, um ihn anzusehen. Als er 1898 starb, wurde er laut den Überlieferungen unter grosser Anteilnahme der Bevölkerung bestattet. Später wollten Eugeniker an seinen Gebeinen feststellen, ob er einer minderen Rasse angehört hatte. Deren Theorie ging von «höher- und minderwertigen» Menschenrassen aus. Seluners Gebeine wurden nach Zürich gebracht, wo sie bis 2021 in einer Kiste des Anthropologischen Instituts lagen. Erst 2021 wurden seine Überreste erneut und endgültig im Toggenburg feierlich bestattet.
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