Das grosse Abrechnen

Käseteilet ist Zahltag. Dann kommen die Bauern auf die Alp um sich ihren Anteil am über den Sommer produzierten Käse abzuholen.

Auf dem Platz vor dem Alpstall herrscht Stau. Stossstange an Stossstange reihen sich die Geländewagen. Bäuerinnen und Bauern stehen in Gruppen zusammen, essen Kuchen, diskutieren. Für sie ist heute der Höhepunkt der Alpsaison, fürs Alppersonal schon fast der Schlusspunkt. Es ist Käseteilet auf Curtginatsch. In der Käserei hat Alpmeister Werner Fravi ein kleines Büro eingerichtet. Sein Büchlein verrät, wie viel Käse jeder Bauer und jede Bäuerin zugut hat. Käserin Janine Jourdan und ihre Helfer tragen runde Käselaibe aus dem Keller, rufen deren Gewicht auf, das Simon Beeli in eine alte Rechenmaschine eintippt. Die meisten Laibe sind zwischen fünf und sechs Kilo schwer. Das verrät nur schon ein genauer Blick auf Simons Rechenmaschine: Die Taste mit der Ziffer 5 ist schon ganz abgegriffen. «Jetzt fehlen noch 12,3 Kilo», meldet Werner. «Hier habe ich noch einen mit 6,4 – holst du mir noch einen 5,9-er bitte?», ruft Janine ihrem Zusenn Lorenz zu.

Einige Bauern füllen ihren ganzen Kofferraum mit Käse, andere bekommen nur drei oder vier Laibe. Es kommt darauf an, wie viele Kühe sie auf die Alp gegeben haben, aber auch darauf, wie viel ihrer Milch an die Agrarproduzenten Schamserberg gingen, damit daraus der quadratische Käse produziert werden konnte.

Bilanz im leeren Käsekeller

Der Käsekeller leert sich in der gleichen Geschwindigkeit wie der Ad-Hoc-Parkplatz vor der Alphütte, und bald schon stehen Janine, Lorenz, Marc, Aron und Julia schon fast verloren im leeren Käsekeller. Zeit für eine Bilanz zum Alpsommer. Janine hat es sehr genossen und freut sich über die vielen positiven Rückmeldungen zum Geschmack des Käses. Lorenz sagt, er habe so viel Schönes erlebt den Sommer über, dass er sich nicht für einen einzelnen Höhepunkt entscheiden könne. Und Marc ist sich sicher: «So ein gutes Team waren wir hier oben noch nie.» Für ihn ist klar, dass er nächstes Jahr wieder auf der Alp Curtginatsch zum Wohl der Tiere schaut. Und für die anderen? Lorenz und Aron werden gemeinsam eine landwirtschaftliche Weiterbildung beginnen, die ein Jahr dauert. Nächsten Sommer wird bei ihnen also nichts mit z’Alp-Gehen. Aber das letzte Mal soll es nicht gewesen sein, da sind sie sich einig. Janine mag sich noch nicht festlegen. «Ich habe die Zeit extrem genossen und würde sehr gerne nächstes Jahr wiederkommen. Aber das hängt halt auch davon ab, wie sich die Dinge beruflich entwickeln. Ich kann leider nicht davon ausgehen, einen Arbeitgeber zu finden, der mir nächsten Sommer einfach so unbezahlten Urlaub gewährt.»

Ist für die vier die Alpzeit jetzt vorbei? Noch nicht ganz. Zuerst wird noch ein paar Tage lang aufgeräumt und geputzt, dann steht der krönende Abschluss der Alpsaison an: Die Alpkäseprämierung am Plantahof.

Text und Video: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im Juni 2023

Mehr über die Alp Curtginatsch

Die Schweizer Berghilfe hat das Team auf der Alp Curtginatsch am Schamserberg einen Sommer lang begleitet.
Ein Alpsommer auf Curtginatsch

Die Unterstützung

Die Alp Curtginatsch hat mehrmals Unterstützung von der Schweizer Berghilfe erhalten. Etwa 1991 beim Umbau der Sennhütte und der neuen Wasserfassung. Dann wieder im Jahr 2003, als der Vorplatz des Melkstands bei der Hütte saniert werden musste, und 2016 bei der Anschaffung des neuen, mobilen Melkstands. Zuletzt erhielt vor zwei Jahren der Verein Agrarproduzenten Schamserberg finanzielle Hilfe bei der Anschaffung von eckigen Käseformen sowie Maschinen zum Schneiden und Portionieren des Käses, der an die Bäckerei Merz in Chur geliefert wird.