«Ein gutes Gemeinschaftsprojekt nützt jedem»

Gemeinsam ist man stärker. Aber Zusammenarbeit hat ihre Tücken. Berater Johannes Heeb über die Chance von Gemeinschaftsprojekten.

Welches sind die Chancen und Herausforderungen von Gemeinschaftsprojekten? Johannes Heeb weiss es. Er ist Geschäftsführer von Seecon, einer Beratungsfirma für Innovationen zur nachhaltigen Entwicklung. Zudem ist er Leiter Wissensgemeinschaften und Forschungsnetz Regionalentwicklung bei Regiosuisse, die im Auftrag des Bundes die Entwicklung der Regionen fördert.


Wodurch zeichnet sich ein gutes Gemeinschaftsprojekt aus?

Bei einem guten Gemeinschaftsprojekt sollten alle Beteiligten einen Nutzen daraus ziehen können. Natürlich entsprechend ihrer jeweiligen Investition in das Projekt. Das kann eine finanzielle Investition sein, aber auch eine kreative, also Ideen. Ein gutes Gemeinschaftsprojekt generiert neue Wertschöpfungsketten.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Es gibt ein Projekt, das ich betreue, das gut veranschaulicht, was damit gemeint ist. Rohrkolben, im Volksmund auch Kanonenputzer genannt, haben als Rohstoff viel Potenzial. Man kann daraus zum Beispiel Brennpellets herstellen oder Verstärkungszusätze für neue biologische Baustoffe wie Lehm-verputz. Dahinter stehen aber viele verschiedene Personen. Als Erstes muss ein Planer eine Anlage entwerfen, auf der die Rohrkolben angebaut werden können, und es braucht einen Partner, der diese Anlage baut. Es braucht den Landwirt, der die Rohrkolben anpflanzt. Dann gibt es die Personen, die den Rohstoff übernehmen und ihn weiter verarbeiten. So entsteht ein Wertschöpfungsnetz. Eine einzelne dieser Personen könnte ein solches System alleine gar nicht aufbauen.

Was braucht es, damit ein Gemeinschaftsprojekt funktioniert?

Der Prozess der Zusammenarbeit sollte nicht einfach ein Alibi sein, sondern sollte ein klares Ziel verfolgen und professionell aufgebaut werden. Zudem ist eine gute Führung wichtig. Im Idealfall haben alle Mitglieder ihre klar voneinander abgetrennten Fachgebiete im Projekt. Es sollten möglichst unterschiedliche Wissensträger ihr Wissen in das Projekt einfliessen lassen.

Welche Gefahren kann ein Gemeinschaftsprojekt bergen?

Es könnte Interessenskonflikte geben. Je mehr Partner in ein Projekt involviert sind, desto anspruchsvoller wird es. Deshalb ist es wichtig, die Zusammenarbeit durch Vereinbarungen zu regeln. Wichtig ist, dass man den Umgang mit Informationen regelt. Wie viel man nach aussen preisgeben darf. Auch finanzielle Verpflichtungen müssen klar geregelt sein.

Kann ein Gemeinschaftsprojekt Druck auf kleine Einzelbetriebe machen, wenn sie sich nicht am Projekt beteiligen?

Ja, das kann passieren. Wenn sich bespielsweise mehrere Milchproduzenten zusammenschliessen und gemeinsam ihre Milch verkaufen, könnte das Druck ausüben auf einen Betrieb, der eigenständig bleiben möchte. Unter einem richtigen Gemeinschaftsprojekt ver-stehe ich aber etwas anderes. Zum Beispiel, wenn sich Landwirte zusammenschliessen, um ein neues Produkt oder eine neue Verarbeitungsform zu entwickeln. Dann ist das Gemeinschaftsprojekt wirklich sinnvoll.

 Johannes Heeb
Johannes Heeb berät Firmen und Projektträger.

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