Dass ihm das Orchester weit mehr bedeutet als einfach ein Job, das zeigt sich auch daran, dass Ostendarp gegen 16 Uhr als einer der ersten in der Kirche in Zürich eingetroffen war. Ruhig und routiniert richtete er mit einigen der Jugendlichen die Bühne ein, montierte Mikrofone, testete die Akustik. Seine bedachte und hochkonzentrierte Art ist wohl ansteckend. Jedenfalls war keiner der jungen Leute nervös vor dem Auftritt – mit einer Ausnahme. Amira studiert Klarinette an der Musikhochschule und sagt: «Ich bin erst gestern angefragt worden, jemanden zu ersetzen, und hatte heute morgen zwei Stunden Zeit, die Stücke ein bisschen zu üben.» Aber das werde schon gut kommen, meint sie dann.
Wie immer gab es vor dem eigentlichen Konzert eine Probe. Dabei konzentrierte sich der Orchesterleiter auf schwierige Übergänge und heikle Passagen und gibt Amira die Chance, in die Stücke reinzukommen. Etwa um 18 Uhr war Schluss mit den Proben. Die 15- bis 26-jährigen versammelten sich draussen vor der Kirche zum Picknicken. «Das Schöne an dem Sommerprojekt ist, dass es noch familiärer ist als sonst», sagt Nina, eine der Violinistinnen, «und die Musik von Dima Orsho ist eine Bereicherung. Sie ist technisch nicht ganz so kompliziert, aber es tut einfach gut, den Horizont zu erweitern.» Es ist diese Offenheit, die Ostendarp seinen Schützlingen mitgeben möchte. Deshalb hatte das Orchester schon Kontakt mit Menschen und Kulturen vieler Länder in Europa oder Übersee, so z.B. mit Japan, Brasilien, den USA, Aserbaidschan oder jetzt mit dem Nahen Osten.