Einheimische und Auswärtige arbeiten Hand in Hand

Auf der Fafleralp arbeitet eine bunt zusammengemischte Truppe. Die einen, wie Ida Ritler, wohnen im Tal und sind froh, hier eine Stelle zu haben. Andere, wie Lena Kobler, sind extra wegen dem Hotel ins Lötschental gekommen.

«Schon fast alles abgegrast», sagt Ida Ritler mit einem Kopfschütteln, während sie in ihrem Garten mit einem Messer einige der letzten Margeriten abschneidet. Sie nimmt die Blumen und packt sie zu denjenigen, die sie am Vorabend bereits auf den Wiesen rund um ihr Heimatdorf Wiler herum gepflückt hat, in feuchte Zeitungen. Der Strauss kommt in einen Rucksack, und dann geht es los.

Mit dem Elektrotöffli zur Arbeit

Noch ist der Morgen frisch, und Ida zieht nicht nur den Töffhelm, sondern auch eine Jacke an, bevor sie sich auf ihr Elektrotöffli schwingt. Gemütlich surrt die 53-Jährige talaufwärts, einem neuen Arbeitstag entgegen. Um 8 Uhr muss im Hotel «Fafleralp» alles bereit sein fürs Frühstück. Ida holt in der Küche die vorbereiteten Käse- und Fleischplatten sowie Schüsseln mit Joghurt und frische Früchte. Routiniert richtet sie das Buffet an, füllt Brotkörbe auf, schenkt Birnen- und Aprikosensaft in Karaffen. Orangensaft sucht man vergebens. Die wachsen halt nicht im Wallis.

Seit etwas mehr als zwei Jahren arbeitet Ida vier Tage pro Woche im Hotel. Davor war sie Zahntechnikerin, hat in Bern gearbeitet und zwangsläufig auch dort gewohnt. «Aber nach vielen Jahren brauchte ich etwas Neues. Und vor allem wollte ich wieder zurück in meine Heimat, ins Lötschental», erzählt sie. Dass sie nun so in der Nähe eine Stelle gefunden habe, sei ein Glücksfall. Auch die Arbeit selbst gefalle ihr. «Ich war früher, auch wegen meiner Hörbehinderung, ein eher zurückhaltender Mensch. Hier bin ich durch die vielen Gästekontakte und das Arbeiten mit meinen Kolleginnen und Kollegen viel offener geworden.»

Beliebte Zimmerstunde

Eine dieser Kolleginnen zieht einen halben Kilometer vom Hotel entfernt gerade die Holztür «ihrer» Alphütte hinter sich zu. Lena Kobler wohnt hier während der Saison. Sie stammt aus dem St. Galler Rheintal und hat bereits die vergangene Wintersaison hier auf der Fafleralp verbracht. Die gelernte Konditorin war auf der Suche nach Abwechslung, nach einer Arbeit weg von zu Hause. «Hier oben bin ich im Paradies gelandet», sagt sie. Die Arbeit sei zwar streng, aber der gute Teamgeist und die Landschaft glichen dies mehr als aus. Einen kurzen Spaziergang durch die kleine Alpsiedlung später begrüsst sie Ida, und gemeinsam beginnen die beiden den Frühstücksservice: Kaffee bringen, Buffet nachfüllen, aufräumen. Das zieht sich hin bis kurz vor dem Mittag. Nachdem alle Tische für das Abendessen vorbereitet sind, hat Lena Zimmerstunde. Sie kocht sich in ihrer Hütte einen Zmittag, dann steigt sie in ihre Wanderschuhe und macht sich auf den Weg. Es gibt viel zu entdecken rund ums Hotel. «Hier geniesse ich meine Zimmerstunde richtig», sagt sie. «Wenn ich erst am Mittag mit der Arbeit beginnen müsste, würde ich den Morgen einfach verschlafen. Aber so habe ich etwas vom Tag.»

Viel Spass am Dekorieren

Während Lena wandert, erneuert Ida einige Blumengestecke im Hotel. Sie ist für die Dekoration zuständig, seit sie einmal nach einer Hochzeitsfeier den übriggebliebenen Blumenschmuck wiederverwertet hat. «Ich sah sofort, dass Ida ein Händchen für Deko hat», erinnert sich Hoteldirektorin Tatjana. Seither sorgt Ida das ganze Jahr über für Blumenschmuck. Der stammt ausschliesslich aus dem Lötschental. Ida trocknet im Sommer viele Blumen, damit sie im Winter keine einkaufen muss. Nachdem alles wieder so aussieht, wie es ihren Vorstellungen entspricht, wechselt Ida ins Housekeeping. «Ich helfe da, wo es mich braucht. Die Abwechslung gefällt mir», sagt sie, während sie in einem Zimmer ein Bett abzieht und danach das Bad putzt.

Es wird spät

Als Ida am späten Nachmittag Feierabend macht, beginnt für Lena der zweite Teil ihres Dienstes. Heute teilt sie sich mit zwei Kollegen 16 Tische. Salat, Hauptgang, Dessert, dazu Getränke, Sonderwünsche, Fragen. Es wird kurz vor Mitternacht, bis sie mit ihrer Abrechnung fertig ist. Das Team hat sich im Pausenraum zu einem Feierabendbier zusammengesetzt, aber zwei fehlen. Lena und der Koch. Der musste noch übriggebliebenes Eiweiss verwerten und produziert deshalb, während die meisten Hotelgäste bereits schlafen, kleine Meringue-Schäumchen. Lena, die eigentlich nur nachschauen wollte, ob er fertig ist, sah wie unvollkommen seine Schäumchen gerieten – und wurde bei ihrer Konditor-Berufsehre gepackt. Also stehen die beiden jetzt nebeneinander in der Küche und füllen Blech um Blech. Das Feierabendbier kann warten.

Text und Video: Max Hugelshofer
Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im März 2025

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