«Gut, wenn alles geregelt ist»
Eine Baselbieterin mit starkem Bergbezug macht sich im Entlebuch ein Bild davon, was die Arbeit der Schweizer Berghilfe bewirkt.
Eine Baselbieterin mit starkem Bergbezug macht sich im Entlebuch ein Bild davon, was die Arbeit der Schweizer Berghilfe bewirkt.
Monika Burkart sprüht vor Leben. Auch nach ihrer Pensionierung arbeitet sie weiter in ihrer eigenen Praxis für Medizinische Massage und macht in ihren Ferien eine Fernwanderung nach der anderen. Trotzdem hat sie sich schon vor Jahren mit ihrem Tod beschäftigt. «Es ist ein beruhigendes Gefühl, wenn alles geregelt ist», sagt sie.
Heute ist die Baselbieterin unterwegs im Entlebuch. In Romoos besucht sie zwei von der Schweizer Berghilfe unterstützte Projekte. Warum? Weil sie in ihrem Testament die Berghilfe als Willensvollstreckerin und Alleinerbin eingesetzt hat. Die Berggebiete faszinieren Monika Burkart schon lange. Der Grund dafür liegt in ihrer Kindheit und ist nicht schön. Damals wurden die kleine Monika und ihr Bruder nämlich ihren Eltern weggenommen, weil der Vater schwer krank war und der Mutter nicht zugetraut wurde, allein zu den Kindern zu schauen. Monika kam in ein Kinderheim in Waltensburg in Graubünden. An diese Zeit hat sie gute und schlechte Erinnerungen. Aber immer dann, wenn das Schlechte zu überwiegen drohte, konnte sie aus der wilden Bergwelt ringsum Kraft schöpfen. Damals sagte sie allen, die es hören wollten: «Wenn ich einmal gross bin, heirate ich einen Bergbauern».
Der richtige Bergbauer ist ihr nie über den Weg gelaufen, aber die Liebe zu den Bergen ist geblieben. Monika lernte Verkäuferin, hängte später noch die Bürolehre an und arbeitete in unterschiedlichsten Firmen und Branchen. Irgendwann entschied sie sich, in den Ferien einen Teil des Jakobswegs zu gehen – und entdeckte eine Leidenschaft fürs Leben. Seither hat sie diesen und dutzende andere Fernwanderwege schon mehrmals auf verschiedenen Routen absolviert. Meist ist sie allein losgegangen, aber unterwegs nie allein gewesen. «Teils haben sich Freundschaften ergeben, die mittlerweile seit Jahrzehnten Bestand haben» sagt sie. Auch ihre letzte berufliche Neuorientierung verdankt sie dem Fernwandern. Als ein Mitpilger in Spanien so starke Schmerzen im Fuss bekam, dass er kaum mehr gehen konnte, meinte sie: «Dann gib diesen Fuss halt mal her.» Sie drückte ein wenig, spürte, dass sich eine Stelle nicht so anfühlt, wie sie sollte, machte weiter – und die Schmerzen verschwanden. «Dieses Erlebnis hat mich zur Fussreflexzonenmassage gebracht.» Aus- und Weiterbildungen folgten, bis Monika schliesslich diplomierte Masseurin war und eine eigene Praxis eröffnete.
Jetzt steht sie in Romoos in der Backstube vom «Napf Beck» und schaut einem zu, der sich vor über zehn Jahren ebenfalls in die Selbständigkeit gewagt hatte: Pascal Näf übernahm kurz nach der Lehre zusammen mit einem Kollegen die Romooser Dorfbäckerei, als deren Besitzer sich pensionieren lassen wollte und keine Nachfolge fand. Die Berghilfe half damals bei der Anschaffung von neuen Geräten. Inzwischen gehören zwei zusätzliche Filialen in Doppleschwand und Hasle zur Bäckerei, und ein Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind beschäftigt. Dafür ist sein ehemaliger Partner nicht mehr hier. Er entwickelte eine Mehlallergie und musste sich beruflich umorientieren. «Es war eine intensive Zeit, als ich das Geschäft allein übernommen habe», erinnert sich Pascal.
Eine intensive Zeit erlebt auch Geri Birrer, den Monika Burkart kurz danach auf der anderen Strassenseite trifft. Er ist eine der treibenden Kräfte hinter der Sanierung des altehrwürdigen Hotels «Kreuz», die gerade in die heisse Phase geht. Auf einem Baustellenrundgang erzählt er, wie aus einer geplanten einfachen Küchenerweiterung eine sechs Millionen teure Sanierung wurde und dass das Projekt ohne Unterstützung der Berghilfe nie zustande gekommen wäre.
«Es freut mich, diese für die Region so wichtigen Projekte kennenlernen zu dürfen», sagt Monika Burkart. «Und es überzeugt mich umso mehr davon, dass mein Erbe ans richtige Ort kommt, wenn ich einmal nicht mehr bin.»