Jetzt wird es nochmals gemütlicher
Im Winter kommt nur zum Hotel «Fafleralp», wer entweder gut zu Fuss ist, oder die Langlaufski montiert. Doch die Mühe lohnt sich.
Im Winter kommt nur zum Hotel «Fafleralp», wer entweder gut zu Fuss ist, oder die Langlaufski montiert. Doch die Mühe lohnt sich.
Draussen hat es angefangen zu schneien, im Ofen knistert ein Feuer und strahlt eine wohlige Wärme ab. Viel gemütlicher geht es nicht. «Im Winter ist alles etwas entspannter und familiärer hier», erklärt Hoteldirektorin Tatjana Jaggy.
Das Haus «Langgletscher» ist eingewintert, es stehen nur die Zimmer im Haupthaus, im «Chalet Chaplin» und im Bergführer-Chalet zur Verfügung. Das bedeutet: weniger Gäste. Auch das Team ist kleiner als im Sommer. Der grosse Speisesaal im ersten Stock des Hotels «Fafleralp» ist ungeheizt und deshalb verwaist. Das Hotelleben spielt sich in der kurzen Wintersaison im Parterre ab, wo sich sonst das Selbstbedienungsrestaurant für die Tagesgäste befindet. Dort ist die temporäre Reception eingerichtet, und dort wird auch gegessen.
An diesem Sonntagabend sind nur drei Tische besetzt. Die Gäste, die daran sitzen und ihr Abendessen geniessen, unterhalten sich gedämpft, geniessen einfach in Ruhe. Sie waren alle draussen heute und sind müde vom Langlaufen, Schneeschuhwandern oder Spazieren. Nur einmal kommt noch kurz Bewegung in den Raum: Als draussen plötzlich orange blinkendes Licht, begleitet von einem tiefen Brummen auftaucht. Da stehen alle auf und schauen zu den Fenstern raus. Es ist Roland Seeberger mit seinem Pistenfahrzeug. Jeden Abend präparieren er oder einer seiner Kollegen die Loipe und den Winterwanderweg hoch zur Fafleralp. Manchmal wird auch gleich der verschneite Vorplatz des Hotels neu planiert. Heute stösst Roland zusätzlich Schnee heran, um den Platz etwas breiter zu machen. Tatjanas Mitarbeiter hatten in den letzten Tagen Mühe, mit dem Schneetöff samt Anhänger auf Kufen zu wenden.
Der Schneetöff, der kommt jeweils am Morgen und am Abend zum Einsatz, um das Gepäck der Gäste zwischen dem Hotel und dem Parkplatz in Blatten unten hin und her zu transportieren. Denn im Winter, da führt keine Strasse auf die Fafleralp. Einige Stunden vorher ist die Gruppe um Martin Unternährer in Blatten aus dem Postauto gestiegen. Drei Generationen samt Hund mit Ziel Fafleralp. Im roten Toyota-Bus beim Parkplatz haben sie ihr Gepäck deponiert und sich auf den einstündigen Fussmarsch gemacht. «Ich finde es schön, dass man nicht einfach mit dem Auto hochfahren kann», sagt er. Durch die einmalige Stille am Abend werde man mehr als entschädigt für die Strapazen der Anreise.
Später, während die Neuankömmlinge im Restaurant auf den Beginn ihrer Ferien anstossen, zieht sich Servicemitarbeiter Jérôme Claeys eine dicke Jacke, Handschuhe und Helm an und startet den Schneetöff. Mit Leergut und Abfall im Anhänger düst er ins Tal runter, lädt dort das Gepäck, das im Bus wartet, ein und fährt durch die anbrechende Dämmerung wieder hoch zum Hotel.
Am nächsten Morgen: Über Nacht hat es ein bisschen geschneit. Das bedeutet: Auftritt Walti. Der Pensionär Walter Bellwald ist gemäss Tatjana Jaggy die gute Seele des Hotels. Er taucht fast jeden Tag einmal auf und packt mit an. Im Sommer wischt er die Lärchennadeln von den Wegen, im Winter kümmert er sich mit Leidenschaft um die Schneeräumung.
Auch heute ist er wieder zu Fuss von Blatten hochmarschiert, um mit dem Besen Treppenstufen, Wege und Geländer vom frischen Weiss zu befreien. Danach holt er die Schneefräse hervor und verbreitert den Platz, auf dem einige Klapptische und Stühle für die frischluftliebenden Gäste aufgebaut sind. Für seine Arbeit will er nicht bezahlt werden. Ab und zu ein Essen im Restaurant und einen Kaffee nach der Arbeit, mehr nimmt er nicht an. «Es gefällt mir einfach hier oben. Da trage ich gerne dazu bei, dass es noch ein bisschen schöner wird.»