Kontrollieren und lernen

Um sicherzustellen, dass die Spendengelder wirklich ihrer Bestimmung entsprechend eingesetzt wurden, führen die ehrenamtlichen Expertinnen und Experten der Schweizer Berghilfe regelmässig Wirkungsmessungen durch. Zum Beispiel bei Familie Seiler in Blitzingen.

Um sicherzustellen, dass die Spendengelder wirklich ihrer Bestimmung entsprechend eingesetzt wurden, führen die ehrenamtlichen Expertinnen und Experten der Schweizer Berghilfe regelmässig Wirkungsmessungen durch. Zum Beispiel bei Familie Seiler in Blitzingen.

Unübersehbar steht der Laufstall am Ortseingang von Blitzingen, direkt oberhalb der Furkastrasse. Das helle Holz verrät: lange steht der Bau noch nicht. Im Frühling vor einem Jahr konnten Manfred und Karin Seiler mit ihren Milchkühen vom alten Anbinde- in den neuen Laufstall umziehen. Beim Bau konnten sie auf die finanzielle Unterstützung der Schweizer Berghilfe zählen. Bevor ihr Gesuch bewilligt wurde, kam ein ehrenamtlicher Experte auf Besuch, nahm einen Augenschein vor Ort und ging mit Seilers nochmals genau das Bauprojekt und dessen Finanzierung durch. «Auf diese Weise stellen wir sicher, dass unsere Spendengelder sinnvoll eingesetzt werden», sagt Kurt Zgraggen, Co-Geschäftsführer der Schweizer Berghilfe.


Doch damit nicht genug. Die ehrenamtlichen Expertinnen und Experten kontrollieren auch nach Bauabschluss, ob alles so umgesetzt wurde wie geplant und ob die veranschlagten Kosten eingehalten wurden. Bei besonders innovativen oder ungewöhnlichen Projekten gehört diese sogenannte Wirkungsmessung fix dazu. Nicht in erster Linie, um die Gesuchsteller zu kontrollieren, sondern vor allem, um zu lernen und bei künftigen Gesuchen noch fundierter entscheiden zu können. Bei den etwas gewöhnlicheren Projekten wie Stall- oder landwirtschaftlichen Wohnhausbauten wird zur Stichkontrolle ein bestimmter Anteil aller bewilligter Projekte per Zufall ausgewählt. So auch der Stallneubau von Familie Seiler im Goms.


Expertin Rosmarie Müller ist vor wenigen Minuten mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn am kleinen Bahnhof von Blitzingen angekommen, jetzt steht sie bereits mit Manfred Seiler vor dem neuen Stall, tief ins Gespräch vertieft. Sie will wissen, ob sich der Bau bewährt und ob die Baukosten eingehalten werden konnten. Es interessiert sie aber auch, warum der Bau damals nicht von einer lokalen Zimmerei ausgeführt wurde und weshalb er so viel teurer war als ein vergleichbares Objekt im Simmental, mit dem Rosmarie Müller vor kurzem zu tun hatte. Manfred Seilers Antworten («ja sehr», «ja mit wenigen tausend Franken Reserve», «vor allem aus Kostengründen» und «weil wegen der zu erwartenden Schneelast im Goms die Statik mit besonders viel Reserve kalkuliert werden muss») können die pensionierte Architektin überzeugen. Bald taucht auch noch Karin Seiler mit den drei kleinen Töchtern beim Stall auf und das Gespräch verlagert sich von der Bauerei, niedrigen Zinsen und deutlich gestiegenen Materialkosten hin zu Kindergarten und Schule sowie der näheren Zukunft der Familie und anstehenden weiteren Projekten.


Als Rosmarie Müller nach knapp zwei Stunden wieder in den Zug steigt, ist für sie klar: «Ich kann einen sehr positiven Bericht schreiben. Bei diesem Projekt ist alles richtig gelaufen und die Spendengelder sind absolut richtig eingesetzt worden.»

Text und Bilder: Max Hugelshofer

Erschienen im September 2021
 Das Gespräch verschiebt sich in den Stall
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.