Kuh Mona und ihre vier Gspänli für guten Zweck versteigert

Kühe im Kindergarten Kappelen: Das war als Thema für drei Monate gedacht. Am Ende erlebte die Klasse einen Alpsommer, und der Gemeindepräsident versteigerte die Spielkühe zugunsten der Berghilfe.

Das Kindergartenjahr 2022 begann mit einer Überraschung: Im Raum standen fünf Kartonkühe. Deren Rist reichte den Kindern zu den Schultern. «Wir wollten, dass die Kinder die Kühe möglichst hautnah erleben können», sagt die Kindergärtnerin Barbara von Wartburg, «die Tiere sollten im Verhältnis so gross sein, wie sie es für uns Erwachsene in echt sind.» Als Euter diente ein Putzhandschuh. Da liess sich Wasser einfüllen, so dass die Kinder die Kühe melken konnten – und auch sollten. «Es war Aufgabe der Kinder, den Kühen zu schauen, sie rechtzeitig zu melken, zu füttern und den Stall zu putzen», sagt Barbara. Zwei der Kinder stammten von umliegenden Bauernhöfen. Deren Eltern ermöglichten es im September der ganzen Klasse, an je einem Morgen auf dem Bauernhof mitzuhelfen. Sie legten sich enorm ins Zeug, damit die Kinder auf dem Hof alles ausprobieren durften.»

Alpabzug verbindet Generationen

Barbara von Wartburg und ihre Kollegin Heidi Frutiger hatten geplant, das Kuhprojekt Ende 2022 durch andere Themen abzulösen. Doch es kam anders. Zwar zügelten die Kühe im Winter in den Keller, doch gegen den Frühling hin fragten die Kinder immer wieder nach ihnen. So kamen die Kühe im April wieder hinauf. Sie wurden eingekleistert und neu angemalt. «Dann machten wir sie z’wäg, so wie richtig, wenn es auf einen Alpaufzug geht, mit gebastelten Blumen und allem», sagt Barbara, «wir liefen mit den Kühen und Glocken einmal durchs Dorf.» Auf dem Kindergartenrasen befand sich die Alp. Dort war statt eines Bäbieggens ein Alprestaurant eingerichtet und in einer Käserei konnten die Kinder Spielkäse machen.

Das Projekt sprach sich immer mehr herum. Der Alpabzug, der im Rahmen des jährlichen Schulschlussfestes schon im Juli stattfand, lockte ganz Kappelen an. «Viele freuten sich, dass wir für einmal auch etwas Heimat vermittelt haben, etwas ihnen Vertrautes. Das Thema hat alle Generationen verbunden», sagt Barbara.

Wohin mit den Kühen?

Doch eine Frage drängte sich immer mehr auf: Wohin nun mit den lieb gewonnenen fünf Kühen? Wie sollten sie gerecht verteilt werden, wo sich 19 Kinder so liebevoll um die Kartontiere gekümmert hatten? Da hatten Barbara und Heidi eine Idee: Wenn schon, dann sollten die Kühe einem guten Zweck dienen. Sie fragten Simon Gfeller, den Gemeindepräsidenten von Kappelen, ob er die Kühe versteigern würde. Er sagte prompt zu. «Als wir verkündeten, der Erlös würde der Schweizer Berghilfe zugutekommen, waren alle begeistert», sagt Heidi, «bei der Versteigerung hatten dann einige extra mitgeboten, damit der Preis stieg.» Schliesslich kamen so 500 Franken zusammen.

Aufgezeichnet von: Alexandra Rozkosny
Bilder: Kindergarten Kappelen

Erschienen im Dezember 2023