Renato hat das Fischen als Kind von seinem Vater gelernt. Seit bald zwanzig Jahren fischt er nur noch mit der Fliegenrute. «Mein Vater brachte mir als Kind das Fischen bei. Ich ihm später das Fliegenfischen», sagt Renato. Das Fischen mit der Fliege ist eine Passion, die ihn seither nicht mehr losgelassen hat. Man lerne immer wieder Neues dazu: «Du musst dich mit der Umgebung auseinandersetzten, mit dem Material, mit dem Wetter. Das macht das Fliegenfischen so einzigartig für mich». Am liebsten fischt Renato in seiner Heimat im Unterengadin, aber er braucht auch immer wieder mal einen Tapetenwechsel: «Ich verreise gerne, und auch weit. Aber ich freue mich immer brutal, wenn ich in meine Heimat zurückkomme», sagt Renato. Durch die Fischerei und seine Familie hat Renato zur Ruhe gefunden. «Früher war ich ein Pulverfass, fast schon stressabhängig. Heute bin ich viel geduldiger geworden und kann mich selber viel besser reflektieren», sagt er. Im Hotel ist Renato nicht mehr oft anzutreffen. «Heute ist das Hotel für mich ein Lebensunterhalt, ich identifiziere mich nicht mehr mit der Person als Hotelier».
Das Geschäft mit dem Fliegenfischen ist eine saisonale Angelegenheit. In den Monaten Juni bis August ist für ihn Hauptsaison, dann ist er fast jeden Tag mit Kunden am «Guiden». Die restlichen Monate verbringt er in seiner Werkstatt. An dem Ort, wo er in seine Welt abtauchen kann und immer wieder erschreckt, wenn der Pöstler plötzlich im Raum steht.
Text und Bilder: Lukas Ziegler
Erschienen im
September 2022