Biogas-Anlage macht kleinen Hof noch vielseitiger

Unterstützen Sie jetzt Familie Schlüchter aus Eggiwil im Emmental/BE.

Zwei Probleme mit einem einzigen Neubau lösen – das können Barbara Schlüchter und Bernhard Wüthrich im Emmental. Ein Wagenschopf schafft endlich Platz für alle Maschinen, und die integrierte Biogas-Anlage ersetzt nicht nur den defekten Holzherd, sondern liefert auch CO2-neutralen Strom.

Es ist ein ohrenbetäubender Krach, den Bernhard Wüthrich und sein Schwiegervater Walter Schlüchter hinter dem Stall veranstalten. Ein Kompressor dröhnt, Druckluft zischt, und zwei Steinbohrer kreischen. Mit diesen drehen und schlagen die beiden Männer Sprenglöcher in den Boden und werden dabei kräftig durchgeschüttelt. So sei das halt, wenn man hier im Oberemmental bauen möchte, sagt Bernhard mit einem Achselzucken – die Nagelfluh. Dieser Fels ist hier meist nur von einer dünnen Erdschicht bedeckt. Die Bagger stossen deshalb schnell an ihre Grenzen, wenn man einen Aushub machen will.

Monatsprojekt
Spenden Sie jetzt für Familie Schlüchter
Dieses Projekt benötigt 70 000 Franken. 59 060 haben wir schon. Helfen Sie uns, die restlichen 10 940 zu finanzieren.
84% gespendet
Es fehlen CHF
10 940
Jetzt spenden

Nebst Milch und Fleisch auch Strom und Wärme

In der Baugrube auf dem zwischen Eggiwil und Schangnau gelegenen Hof Jodershubel soll demnächst das Fundament für ein doppelt genutztes Nebengebäude entstehen. Ein Wagenschopf, der auch eine kleine Biogas-Anlage enthält. Dann wird auf dem kleinen Betrieb, auf dem neben den beiden Generationen Schlüchters auch Milchkühe, Zuchtschweine, Arbeitspferde, Jagdhunde, Hühner und Katzen leben, nicht wie bisher «nur» Milch, Schweinefleisch, Eier und Kartoffeln produziert werden, sondern auch Wärme und Strom.

«Das Problem mit den Maschinen, die keinen Platz finden, haben wir schon seit Jahren», sagt Betriebsleiterin Barbara Schlüchter. Sie führt gemeinsam mit ihrem Partner Bernhard den Betrieb, auf dem Vater Walter und Mutter Rosmarie immer noch täglich mit vollem Einsatz mitarbeiten. Es gibt nur eine kleine Garage, die so vollgestopft ist, dass man meistens mindestens zwei Maschinen rausnehmen muss, bis man diejenige freigelegt hat, die man braucht. Und weil der Traktor zu gross für den niedrigen Raum ist, mussten Barbara und Walter schon vor Jahren kreativ werden und ihm aus Brennholzmauern und einem grossen Blech einen provisorischen Unterstand schaffen. Die Lösung des Garagenproblems schoben Schlüchters vor sich her, weil immer etwas Anderes Priorität hatte. Erst der Stall, dann die Sanierung des Wohnhauses.

Heizen wird einfacher

Doch kürzlich zeigte sich bei der obligatorischen Feuerungskontrolle, dass der Holzherd in der Küche, mit dem das ganze Haus geheizt wird, nach über 30 Jahren am Ende seines Lebens angekommen ist. «Klar hätte man ihn für sehr viel Geld sanieren können», sagt Barbara. Aber wenn schon Investitionen nötig waren, dann sollten sie auch eine Arbeitserleichterung bringen. Denn das Bereitstellen des Brennholzes, das tägliche Einfeuern und Holz nachlegen – all das gibt viel zu tun. Und trotzdem ist es morgens eiskalt im Haus. Also beschlossen Barbara und Bernhard, zwei Probleme auf einmal zu lösen. Klar war, dass sie die eigenen Ressourcen zum Heizen nutzen wollten. Erst machten sie sich schlau in Sachen Holzschnitzelheizungen, landeten dann über Umwegen aber bei einem Berner Oberländer Produzenten von kleinen Biogas-Anlagen. «Das ist das Richtige für uns», sagten sie sich nach der Besichtigung einer Anlage auf einem ähnlich grossen Betrieb. Aus der hofeigenen Gülle und dem Mist wird Gas erzeugt, dass dann bei Bedarf in einem Generator verbrannt wird. Dabei entstehen Wärme und Strom. Die Wärme wird zum Heizen des Hauses und fürs Warmwasser benutzt, der Strom wird je nach Bedarf selbst verwendet oder ins Netz eingespeist. «So sparen wir einerseits ordentlich Geld, reduzieren andererseits aber auch unseren CO2-Ausstoss», so Barbara.

Der neue Bau schlägt also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe und sorgt dafür, dass der vielfältige Bergbauernbetrieb noch vielfältiger wird. Allerdings kostet das Projekt trotz der grossen Eigenleistung viel Geld. Zu viel für Familie Schlüchter. Die Schweizer Berghilfe hat Unterstützung in der Höhe von 70 000 Franken zugesichert. 20 000 Franken fehlen uns noch. Helfen Sie mit, diesen Betrag zu sammeln.

Text, Video und Bilder: Max Hugelshofer

Erschienen im April 2024