Altes Handwerk neu belebt

Die Klangwelt Toggenburg ist um eine Attraktion reicher: Die Klangschmiede soll nicht nur Touristen anlocken. Dank ihr sollen die Kühe rund um den Säntis künftig Schellen um den Hals tragen, die in Alt St. Johann geschmiedet worden sind.

Der Klang ist es, worum sich alles dreht im oberen Toggenburg. Innovative Köpfe machten sich während Jahren Gedanken darüber, wie man sich von den grossen Ferienregionen in den Bergen abheben könnte. Im Jahr 2002 trat die Idee der Klangwelt ihren Weg zum Erfolg an. Vor allem bei Familien beliebt ist der Klangweg zwischen Alt St. Johann und Wildhaus, auf dem an verschiedenen Posten mit Tönen, Klängen und teils skurrilen Instrumenten experimentiert werden kann. Gar internationale Bekanntheit erlangte das alle zwei Jahre stattfindende Naturstimmen-Festival. Mit Attraktionen wie diesen gelingt es der Stiftung Klangwelt Toggenburg, Touristen ins Tal zu holen, die im Idealfall sogar länger als nur einen Tag bleiben, dort die Bergbahnen benutzen, in den Restaurants essen, in den Hotels übernachten und in den Läden einkaufen. Mit der Klangschmiede in Alt St. Johann ist ein weiteres Puzzlestück zur umfassenden Klangwelt kürzlich eröffnet worden. Besucher können einem Schmied oder einem Hackbrettbauer bei der Arbeit über die Schulter schauen, verschiedene Workshops mit Künstlern besuchen, im Klanglabor Geräusche sichtbar machen und im Shop Produkte aus der Schmiede kaufen.

Altes Handwerk zurück im Toggenburg

Untergebracht ist die Klangschmiede in einer ehemaligen Mühle aus dem 16. Jahrhundert. Als vor einigen Jahren die dort ansässige Bäckerei ihre Türen schloss, übernahm die Stiftung Klangwelt das Gebäude. Der Kauf und die sorgfältige Sanierung des historischen Gebäudes sprengten aber das Budget der Stiftung. Um die Pläne umsetzen zu können, war Projektleiter Alois Ebneter auf Spenden angewiesen. Auch die Schweizer Berghilfe beteiligte sich. «Ohne die Berghilfe gäbe es die Klangmühle heute nicht», sagt Ebneter. «Wir hätten nie genügend Geld auftreiben können.» Erst die Zusage für einen Unterstützungsbeitrag der Schweizer Berghilfe habe das Projekt ermöglicht. So wichtig die Klangschmiede in Alt St. Johann für den Tourismus in der Region ist, sie stärkt vor allem auch das lokale Brauchtum. Die typischen Schellen, welche die Kühe in der Säntisregion um den Hals tragen, stammen alle aus dem Tirol. Die dortigen Schellenschmiede haben ihr Handwerk über Jahrhunderte gepflegt, doch nun droht es auszusterben. Im Tiroler Dorf Strengen lebt der letzte Schellenschmied. «Mit der Klangschmiede können wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen», sagt Ebneter. «Wir erhalten das traditionelle Handwerk und holen es sogar zu uns ins Toggenburg.»

https://klangwelt.swiss/de/

Das Projekt in Kürze

  • Alt St. Johann/SG

Fakten-Check

Mit Martina Fischli, Projektleiterin Tourismus, Schweizer Berghilfe

Was hat Sie persönlich an diesem Projekt überzeugt?

Martina Fischli: Die Vielseitigkeit dieses kulturellen und touristischen Angebots, bei dem sich alles um Klang dreht. Neben der Klangschmiede gehört zur «KlangWelt Toggenburg» auch ein Klangweg, ein Klangfestival und Klangwellness. Die federführenden Personen waren sehr innovativ und haben es verstanden, das Toggenburg als Klang-Region zu vermarkten.

Welches waren die grössten Hindernisse, welche die Projektträger bei der Umsetzung dieses Projekts überwinden mussten?

Lanciert wurde die Klangwelt von einigen innovativen Personen, die sich in den Anfangsjahren ehrenamtlich engagierten. Mittlerweile wird die KlangWelt von einer Stiftung getragen und verfügt über eine eigene Geschäftsstelle mit vier Mitarbeitern. Der Schritt von einer ehrenamtlichen zu einer professionellen Organisation ist ein schwieriger Prozess, der nur über eine intensive interne Kommunikation bewältigt werden kann.

Wie setzte sich die Finanzierung des Projekts zusammen?

  • Eigene Barmittel: 6 Prozent
  • Subventionen: 21 Prozent
  • A-Fond-Perdu-Beiträge Dritter: 57 Prozent
  • Beitrag Schweizer Berghilfe: 17 Prozent

Wurden nach der Realisierung weitere Ausbauschritte unternommen?

Die Klangwelt plant derzeit ein Klanghaus am Schwendisee oberhalb von Unterwasser, das sowohl professionellen Musikern als auch Laien für Proben, Kurse, Forschung und Experimente zur Verfügung stehen soll.

Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.