Bergbauer trotz allem
Da der Hof von Moritz Giuliani im Val Poschiavo ausgebaut wurde, musste auch die Jauchegrube vergrössert sowie ein neuer Miststock gebaut werden.
Da der Hof von Moritz Giuliani im Val Poschiavo ausgebaut wurde, musste auch die Jauchegrube vergrössert sowie ein neuer Miststock gebaut werden.
Florian findet es super, dass die Umgebungsarbeiten rund um den neuen Miststock noch nicht abgeschlossen sind. In den Schutthügeln entdeckt der Fünfjäh-rige nämlich immer wieder schöne Steine, manchmal sogar mit Goldglimmer drin. Florians Vater Moritz Giuliani nimmt den Kleinen oft mit, wenn er in den Stall geht. Die Familie wohnt etwa einen Kilometer vom Stall entfernt, mitten im Dörflein San Carlo. Für Moritz war schon seit der Kindheit klar, dass er Bergbauer werden wollte. Er liebt sein Tal, seine Kühe und die Alpen, die er bewirtschaftet. Er half seinen Eltern immer auf dem Betrieb. Doch Moritz’ Pläne, den Hof zu übernehmen, stiessen beim Vater auf wenig Verständnis. «Er wollte nie, dass ich Bauer werde, weil er in diesem Beruf keine Zukunft sah», sagt Moritz. Um seinen Sohn von seinem Wunschberuf abzubringen, verkaufte der Vater einen Teil seines Landes an andere Bauern aus dem Tal. Doch diese halfen Moritz und verkauften ihm das Land zurück, damit er seinen eigenen Betrieb aufbauen konnte. Weil es sich dabei nicht um eine richtige Betriebsübernahme handelte, musste er auf Beträge des Kantons verzichten, die ihm sonst zugestanden hätten.
Davon liess sich Moritz aber nicht abschrecken und baute im Jahr 2000 auf dem Talboden einen neuen Laufstall für seine Bio-Mutterkühe und ihre Kälber. Er konnte den Betrieb stetig vergrössern und dabei seinen Nebenerwerb in der Forstwirtschaft reduzieren. Weil er nun mehr Kühe hielt, fiel auch mehr Mist und Gülle an. Moritz wusste jeweils bis Ende Winter nicht mehr, wohin damit. Eine Vergrösserung der Jauchegrube und ein neuer Miststock mussten her. Weil er und seine Partnerin Corina all ihr Geld in den Aufbau des Hofs gesteckt hatten, reichten die Ersparnisse nicht mehr für diese Investition. Die Schweizer Berghilfe sprang ein und übernahm einen Teil der Kosten. So kann sich der Hof weiterhin positiv entwickeln und später vielleicht sogar Florian eine Existenz bieten. Allerdings nur, wenn er das auch will. Moritz: «Eines habe ich gelernt aus meinen Erfahrungen: Man muss den Kindern ihre eigenen Entscheidungen lassen.»