Die Arbeit beginnt «erst» um vier Uhr

Die Modernisierung des Käsereibetriebs von Samuel Guggisberg in Gohl hat eine erhebliche Arbeitserleichterung mit sich gebracht .

Eine neue Milchkühlung, zwei neue Milchtanks, eine neue Maschine für die Milchpasteurisierung: Dank der notwendigen Modernisierung konnte Samuel Guggisberg den Betrieb effizienter gestalten. Die zahlreichen Verbesserungen retteten letztlich die Käserei Gohl, in der schon Guggisbergs Urgrossvater arbeitete, und zehn Arbeitsplätze im kleinen Emmentaler Dorf.

Meistens klingelte der Wecker schon zwei Stunden nach Mitternacht, kurz darauf stand Samuel Guggisberg in der Käserei und begann mit der Arbeit, mit der er trotz tatkräftiger Unterstützung seiner Mitarbeiter kaum vor 18 Uhr fertig wurde. Speziell in den Sommermonaten, wenn besonders viel Milch angeliefert wird, gehörten diese langen Arbeitstage zur Routine. Obwohl der Emmentaler Käser erst 39-jährig ist, stiess er mit dieser langen Arbeitszeit an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Für ihn war klar: Es muss sich dringend etwas ändern. Kam hinzu, dass die Käserei in Gohl/BE komplett veraltet war und aufgrund einer kontinuierlich gestiegenen Produktion Platzprobleme hatte. Die Genossenschaft plante einen Neubau, Samuel Guggisberg schnaufte auf aber nicht lange. Das Neubauprojekt scheiterte bereits in der Planungsphase. Nun war guter Rat teuer. Der initiative Käser sah nach reiflicher Überlegung nur noch einen Ausweg, die Käserei vor der Schliessung zu retten: Er kaufte sie. «Ich wollte das Geschäft unbedingt erhalten», begründet Guggisberg. «Der Betrieb wird von unserer Familie seit rund 100 Jahren geleitet. Mein Urgrossvater war der erste Käser, und ich führe den Betrieb mittlerweile in der vierten Generation.»

Das Projekt in Kürze

  • Käserei
  • Modernisierung der Käserei
  • Gohl/BE

Die Kapazitätsprobleme blieben allerdings bestehen. Und nach der Übernahme mangelte es am nötigen Kapital, um den Betrieb umbauen und modernisieren zu können. «Ich war wahnsinnig froh, als die Schweizer Berghilfe zusicherte, einen Teil der hohen Kosten zu übernehmen», erklärt Guggisberg. In der Zwischenzeit sind die Umbauarbeiten praktisch abgeschlossen, der Betrieb erfüllt die hygienischen Vorschriften wieder, und zehn Arbeitsplätze bleiben im Dorf erhalten. Unter anderem schaffte Guggisberg eine neue Milchkühlung, zwei neue Milchtanks und eine neue Maschine für die Milchpasteurisierung an. Nicht zuletzt brachte der Umbau auch mehr Platz zur Milchverarbeitung und Käselagerung. Dank diesen Verbesserungen kann der unternehmerisch denkende Käser nun rationeller arbeiten. «Die neuen Kühlgeräte ermöglichen es mir, die Milch länger zu lagern. Und: Neu muss ich die Milch nicht mehr im Kessi aufheizen, sondern schon vorgehend im Kühlgerät, das auch über eine Heizfunktion verfügt. So benötige ich das Kessi nur noch für das effektive Käsen, wodurch ich pro Tag bis zu drei Stunden Arbeitszeit einsparen kann. Für mich heisst dies, dass mein Arbeitstag jetzt erst um vier Uhr morgens beginnt. Das ist eine grosse Entlastung.» Erleichtert über die positive Entwicklung sind auch rund 70 Milchproduzenten aus der Region. Sie können künftig ihre Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch weiterhin bei der Käserei Gohl abliefern. Pro Jahr verarbeitet Guggisberg mit seinem Team 4,2 Millionen Liter Milch zu verschiedensten Käsesorten. Zu den Hauptabnehmern gehören nebst den Grossverteilern ein Grossist, der wiederum kleinere Läden beliefert, sowie Privatkunden. «Ich werde dafür sorgen, dass der Betrieb weiterhin Qualitätskäse herstellt», verspricht Samuel Guggisberg.

kaeserei-gohl.ch

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im März 2012
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.