Die mit dem eigenen «Grind»
Seit einigen Jahren gibt es auch Schweizer Büffelmozzarella. Die Milch dafür stammt zum Beispiel von den Wasserbüffeln von Anita Lerch.
Seit einigen Jahren gibt es auch Schweizer Büffelmozzarella. Die Milch dafür stammt zum Beispiel von den Wasserbüffeln von Anita Lerch.
Was ist gross, schwarz, hat Hörner und gibt Milch? Nein, keine Kuh. Sondern ein Wasserbüffel. Ein gutes Dutzend davon lebt auf dem Hof von Anita Lerch und Martin Blaser im Emmental.
«Halt, hiergeblieben», ruft es aus dem Stall. Hufe trampeln über den Hof. In der Dunkelheit des Morgengrauens ist das schwarze Tier kaum zu erkennen, das sich da gerade aus dem Staub machen will. Anita Lerch rennt hinterher. «Komm, Myrtha, komm», ruft sie und versucht die Ausbüchserin mit ein bisschen Kraftfutter zurück zu locken. Doch Büffelkuh Myrtha verzieht sich unbeeindruckt vom Bestechungsversuch in die hinterste Ecke des Auslaufs. Sie hat heute früh keine Lust aufs Melken. «Büffel haben ihren eigenen Gring», sagt Lerch und schliesst das Gatter. «Dann melke ich halt erst einmal die anderen.»
Seit 2015 halten Anita Lerch und ihr Partner Martin Blaser auf ihrem Betrieb im Emmental neben Milchkühen auch eine Wasserbüffelherde – zehn Kühe, ein Muni und einige Kälber. Die ersten drei Tiere hatte sich Lerch bereits einige Jahre davor angeschafft, nachdem ein Zeitungsartikel ihr Interesse für die Büffelhaltung geweckt hatte. «Ich wollte ausprobieren, ob Büffel eine Alternative zu Milchkühen sein könnten. Man muss sich als Landwirt schliesslich weiterentwickeln.» Büffelmilch ist in den letzten Jahren ein gefragtes Nischenprodukt geworden und wird vor allem zu Mozzarella verarbeitet. Der Preis für Büffelmilch ist viermal höher als jener für Kuhmilch. «Die Büffel geben zwar deutlich weniger Milch als Milchkühe, dafür sind sie bessere Futterverwerter, fressen auch grobes Heu und brauchen weniger Kraftfutter», weiss Lerch, «am Ende schaut mehr heraus.»
Deshalb wagte das Landwirtepaar den nächsten Schritt und vergrösserte die Wasserbüffelherde. Platz um zusätzliches Vieh zu weiden, hatten sie. Doch der Stall fehlte – ebenso die Eigenmittel, um einen Neubau komplett zu finanzieren. «Dank der Schweizer Berghilfe konnten wir den Laufstall für die Büffel bauen.»
Ein Jahr ist das nun her, und Anita Lerch ist zufrieden mit ihren Büffeln. Nur mit dem Absatz harzt es noch ein bisschen. «In der näheren Umgebung gibt es nur wenige Käsereien, die Büffelmilch verarbeiten, und wenn, dann machen sie ausschliesslich Mozzarella draus», weiss Lerch. «Es fehlt an alternativen Produkten, zum Beispiel Joghurt oder Halbhartkäse aus Büffelmilch.» Die geschäftstüchtige Bergbäuerin hat es deshalb selber in die Hand genommen, ihre Büffelmilch zu vermarkten. Sie hat Flyer gedruckt, hat Kontakt zu Detailhändlern und Quartierläden in den Städten aufgenommen. «Von nichts kommt nichts», sagt sie und klopft einer Büffelkuh auf die Flanke. «So, das war die letzte, jetzt fehlt nur noch Myrtha.»