Drei Generationen auf 2100 Meter

Der neue Käsekeller auf der Dündenalp im Kiental erleichtert die Arbeit von Familie Klopfenstein.

Die Dündenalp zuhinterst im Kiental ist wohl eine der schönsten Kuhalpen der Schweiz, komplett mit Wasserfall, Bergpanorama und abenteuerlicher Zufahrt. Bewirtschaftet wird sie seit zwölf Jahren von Familie Klopfenstein. An Wochenenden und in den Sommerferien sind drei Generationen z’Alp.

Ungeduldig hüpft Thomas Briggen auf dem Fahrersitz des alten Transporters auf und ab und winkt. «Jetzt komm endlich, Grosätti!» Thomas ist auf Arbeit eingestellt, und er hat überhaupt keine Geduld für die Plaudereien seines Grossvaters. Er will runter zum Mittelstaffel und Holz aufladen. Jetzt, sofort. Der 12-Jährige verbringt im Sommer jeweils die Ferien und auch die meisten Wochenenden oben auf der Dündenalp, und er liebt es, mit anzupacken. Er ist der jüngste Bewohner, sein Grossvater Eduard und seine Grossmutter Heidi die ältesten. Je nachdem, wie viel Arbeit anfällt, sind ausserdem seine Eltern, Onkel und Tanten auf der Dündenalp anzutreffen. Drei Generationen Klopfensteins leben und arbeiten hier auf 2100 Meter über Meer zusammen. Eduard ist seit zwölf Jahren als Alphirt von der Korporation Dünden angestellt. Auf dem Papier ist immer noch er der Chef. «Aber in Wirklichkeit sagt jetzt mein Sohn Martin, wo es langgeht», scherzt Eduard.

Die beiden arbeiten nicht nur im Sommer auf der Alp zusammen. Auch den Talbetrieb in Frutigen führen sie in einer Generationengemeinschaft. Martin ist auf der Alp in erster Linie Käser. Jeden Tag verarbeitet er in der kleinen Alpkäserei die Milch der rund 60 Kühe zu Alpkäse. Ungefähr 4,5 Tonnen gibt das pro Jahr. Viel zu viel für den kleinen Käsekeller. Der war bisher jeweils schon nach den ersten Wochen der Alpsaison voll. Mehr Platz gab es bisher nur im Käsekeller bei der heute nicht mehr landwirtschaftlich genutzten Alphütte auf dem Mittelstaffel unten. Fürs tägliche Waschen und schmieren der Käse musste Martin jeweils extra ins Auto steigen und eine Viertelstunde lang die steile Kiesstrasse bergab fahren. Der Zeitverlust war gross, und die Fahrt je nach Witterung nicht ganz ungefährlich.

Das Projekt in Kürze

  • Älplerfamilie
  • Bauliche Verbesserungen auf der Alp
  • Kiental/BE

Käsepflege direkt bei der Hütte

Ab dieser Saison ist alles besser. Denn im vergangenen Jahr hat die Alpkorporation Dünden auf der Alp gebaut. Nun muss Martin nicht mehr extra ins Auto steigen, um den Käse zu pflegen. Jetzt kann er dies erledigen, wenn er beim Käsen zwischendurch immer mal wieder ein paar Minuten Zeit hat. «Der neue Käsespeicher ist eine gewaltige Arbeitserleichterung», freut er sich. Der neue Speicher steht dort, wo früher die Alpschweine untergebracht waren. Diese sind auf diese Alpsaison in einen neugebauten Stall hinter der Alphütte umgezogen.

Einen grossen Teil der Baukosten konnte die Alpgenossenschaft selbst decken, vor allem weil die Genossenschafter viel Eigenleistung in den Bau steckten. Dass die Unterstützung der Schweizer Berghilfe dennoch unverzichtbar war, lag auch an der schwierigen Zufahrt zur Alp, die alles verteuerte. Zweiachsige Lastwagen können zwar – einen erfahrenen und furchtlosen Chauffeur vorausgesetzt – bis zur Alp hochfahren. Für einen Tieflader ist allerdings schon beim Tschingelsee unten Schluss. Dort beginnt die steilste Postautostrecke Europas, die mit bis zu 28 Prozent Steigung die vielen engen und steilen Kehren zur Griessalp hochführt. Erst dort beginnt die eigentliche Zufahrt zur Dündenalp, eine nochmals fünf Kilometer lange Kiesstrasse. Also musste der Bagger den ganzen Weg nach oben auf den eigenen Raupen zurücklegen. Ein Weg hat dreieinhalb Stunden gedauert. «Ich habe die Fahrt begleitet», erzählt Ernst von Känel, Präsident der Alpgenossenschaft. «Das war nichts für schwache Nerven.»

Dafür sind inzwischen Thomas’ Nerven nicht mehr angespannt. Sein Grossvater hat endlich ein Einsehen gehabt und ist mit ihm im Transporter zum Mittelstaffel hinuntergefahren. Jetzt kann Thomas endlich Holz aufladen und seine überschüssige Energie loswerden.

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im Juni 2016
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.