Hirsche retten die «Ferme»

Einheimisches Hirschfleisch ist begehrt. Familie Maillard hat diese Nische für sich entdeckt.

Ohne Rothirsche wäre die Ferme des Planches keine «Ferme» mehr. Und ohne die Schweizer Berghilfe sässen die Besucher des Hofs im Regen.

Dichter Nebel streicht um das Bauernhaus im freiburgischen Semsales. Beim Näherkommen fällt zuerst ein grosser Zaun auf. Dahinter zeichnen sich die Abdrücke von grossen, eleganten Tieren ab. Aber was es für Tiere sind, das lässt sich im Nebel nicht erkennen. Auf der Ferme des Planches leben Sébastien und Sandra Maillard mit ihren beiden Mädchen. Sébastien ist auf der Ferme aufgewachsen, hat Bauer gelernt und wollte eigentlich den Milchviehbetrieb seiner Eltern übernehmen. Aber die Rechnung ging wirtschaftlich nicht auf. Also kehrte er der Landwirtschaft den Rücken, hielt nur noch hobbymässig einige Kaninchen und Hühner auf dem Hof.

Im Herzen ein richtiger Bauer, hielt er das aber nicht lange aus. Er suchte ständig nach neuen Möglichkeiten, doch noch von der Bewirtschaftung seiner Ferme zu leben. Und fand sie in der Form der grossen, eleganten Tiere im Nebel: Rothirsche. Heute hält Sébastien zwei Herden a rund 60 Stück. «Es sind schöne Tiere, aber man muss wissen, wie man mit ihnen umgehen muss», sagt er. Das tägliche Zufüttern mit trockenem Brot ist sehr wichtig, um die Tiere an die Nähe von Menschen zu gewöhnen. Wenn Sébastien mit einem Sack voll Brot ins Gehege reingeht, kommen die Hirsche heute neugierig angelaufen. Aber anfassen lassen sie sich nicht. So werden die Tiere am Ende ihres Lebens auch nicht zusammengetrieben und ins Schlachthaus gefahren. Das würde ihnen zu viel Stress bereiten. Sébastien schiesst sie von ausserhalb des Geheges, und nie mehr als zwei oder drei Stück pro Tag. «So sind sie tot, bevor sie überhaupt mitbekommen haben, was ihnen geschieht», sagt Sébastien. «Noch schonender geht es gar nicht.»

Das Projekt in Kürze

  • Bergbauer
  • Einrichtung eines Empfangsraums
  • Semsales/FR

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Das Fleisch verkauft er ausschliesslich direkt und in seinem kleinen Hofladen, hauptsächlich natürlich in der Wildsaison. Aber er kann das ganze Jahr hindurch liefern und versucht daher zu erreichen, dass seine Kunden auch im Frühling und im Sommer ab und zu Wild essen. «Wild, das in guten Bedingungen aufgewachsen ist, schmeckt immer», sagt er. Um die Leute auf sein Angebot aufmerksam zu machen, organisiert er immer wieder Events und Führungen auf seiner Hirschfarm. «Hirsche sind nicht nur schön anzuschauen, es sind auch sehr spannende Tiere. Und ich kann meinen Gästen viel interessantes über sie erzählen.» Seine Führungen haben der Familie schon viele neue Kunden beschert. Allerdings klappte das bisher nur bei schönem Wetter. Es fehlte ein geschützter Raum, wo Maillards nach dem Rundgang ihre Gäste bewirten konnten. Mit Unterstützung der Schweizer Berghilfe hat Sébastien einen Teil des alten Kuhstalls zu einem einfachen Gästeraum umgebaut. Jetzt sitzen seine Gäste auch bei schlechtem Wetter nicht im Regen.

suissecerfs.ch

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im März 2017

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