Der Zug hält am einzigen Perron von La Médettaz, einem kleinen Weiler nach Marécottes oberhalb von Martigny im Unterwallis. Die Häuser sind blumengeschmückt, aber keine Menschenseele ist zu sehen. Ein paar Vogelstimmen erklingen, über dem Asphalt der Dorfstrasse flirrt die sommerlich erhitzte Luft. Hier in der Nähe soll sich ein Zoo befinden? Und ein 70 Meter langer, zwischen Felsen gelegener Naturpool? Unvorstellbar. Es ist eng in diesem Tal, und den meisten Platz nehmen Birken, Lärchen und Ahornbäume ein. Läuft man zwei Minuten weiter auf der Strasse, folgt dann die grosse Überraschung: Kaum zu sehen und eingebettet in die bewaldeten Granithügel, gibt es den Zoo tatsächlich. Und er hat mit über 21 europäischen Säugetieren wie Steinböcken, Hirschen, Wölfen oder Bären eine grosse Vielfalt an einheimischen Tierarten.
Geht man beim Eingang geradeaus, leuchtet einem ein türkisblaues, langgezogenes Schwimmbecken entgegen. Sein Wasser wird maschinell gereinigt, doch das Becken selbst ist wie ein klitzekleiner Stausee in einem Granit-Tälchen angelegt. Und ja – von den Seitenfelsen darf man von fast überall hineinspringen. «Das Vergnügen geniessen jährlich rund 8000 Badegäste», sagt Florian Piasenta. Er ist seit zehn Jahren Besitzer und Geschäftsführer der Anlage und Zoodirektor zugleich. Hinter ihm, am Beckenrand, tankt gerade eine kleine Familie aus Martigny mit ihrem zweijährigen Sohn noch etwas Septembersonne. «Wir sind diesen Sommer schon mehrmals hier gewesen», sagt die Mutter. «Es ist einfach ein wunderbarer, ruhiger Ort. Am liebsten besuchen wir zuerst die Tiere und dann geniessen wir ein Bad.»