Nach dem Feuer noch viel schöner

In der Nacht auf den 26. Dezember 2012 brannte das Bergbeizli Adlerhorst auf dem Hoch-Ybrig nieder.

Mit einem kräftigen Händedruck begrüsst Wirt Pirmin Nigg seine Gäste. Es ist ein wunderbarer Wintertag, die Aussicht auf den Sihlsee ist grandios und nach dem dreiviertelstündigen Fussmarsch zum Bergbeizli Adlerhorst hoch über Oberiberg knurrt der Magen. Während in der Küche die Ziegenwurst vom Bauern nebenan in der Pfanne brutzelt, füllen sich sowohl die Terrasse als auch der gemütliche Gastraum. Eine Gruppe Schneeschuhläufer ist zum Zmittag angekommen, ein paar Hündeler legen eine Pause ein. An einem der schweren Holztische auf der Terrasse sitzen Franz Nauer und Klemens Lagler vom Skiclub Oberiberg. «Ich bin jedes Mal wieder begeistert, wie schön es hier oben ist», sagt Franz. «Ja, und wie schön der Bau geworden ist», fügt Klemens hinzu. In seiner heutigen Form gibt es den Adlerhorst erst seit etwas mehr als einem Jahr. Der alte, aus den 1960er-Jahren stammende Bau brannte an Weihnachten 2012 wegen eines technischen Defekts komplett nieder. Der Adlerhorst war sehr beliebt, bei Besuchern sowie auch bei den Einheimischen. Aus dem Dorfleben war das Bergbeizli, das dem Skiclub Oberiberg gehört, kaum wegzudenken. Doch nach dem Brand, bei dem es glücklicherweise keine Verletzten gab, war mehr als ungewiss, ob die Oberiberger ihren geliebten Adlerhorst je wieder aufbauen könnten

Dass es klappte, war dem unermüdlichen Einsatz von Franz, Klemens, den Kollegen in der Baukommission und vielen anderen Freiwilligen zu verdanken, die hunderte von Stunden ihrer Freizeit in Planung und Ausführung des Neubaus gesteckt hatten. Aber auch den privaten Sponsoren und den lokalen Firmen, die zu günstigen Konditionen arbeiteten. Trotzdem reichte das Geld nicht, und die Finanzierung machte Franz, der den Neubau koordinierte, mehr Sorgen als alle baulichen Herausforderungen zusammen. Es hatte sich schnell gezeigt, dass es vor allem aus feuerpolizeilichen Gründen nicht möglich sein würde, den Adlerhorst möglichst günstig und ähnlich einfach wie bisher wieder aufzubauen. Vor allem der Anschluss ans Elektrizitätsnetz, der nötig war, um in der Küche auf Gasbomben verzichten zu können, ging ins Geld. Erst als die Schweizer Berghilfe ihre Unterstützung zusicherte, war der Adlerhorst gerettet. Der Anschluss ans Stromnetz hat sich ausbezahlt. «Jetzt haben Pirmin und seine Partnerin Agnes eine richtige Küche und damit viel mehr Möglichkeiten, ihre Gäste zu bewirten», so Franz. Über zu wenig Arbeit können sich Pirmin und Agnes trotz der Abgeschiedenheit des Adlerhorsts nicht beklagen. Pirmin: «Man spürt, dass die Leute den Adlerhorst kennen und schätzen. Ein riesiger Pluspunkt ist sicher, dass wir nach dem Brand rasch wieder eröffnen konnten.» Weniger als ein Jahr haben Planung, Finanzierung, Bewilligung und Bau gedauert. «Alle Beteiligten haben richtig Gas gegeben», sagt Franz. «Ich bin sicher, dass dies den Adlerhorst gerettet hat. Wenn wir den Neubau nicht sofort angepackt hätten, dann wäre rasch der Pfuus draussen gewesen.»

adlerhorst-oberiberg.ch

Text und Bilder: Max Hugelshofer

Erschienen im März 2015

Das Projekt in Kürze

  • Bergbeizli Adlerhorst
  • Wiederaufbau nach Brand
  • Oberiberg /SZ
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.