Östlichste Brauerei der Schweiz im Aufwind

In Tschlin wird mit Bergquellwasser und Bio-Gerste aus der Region echtes Engadiner Bier gebraut.

Bun Tschlin – Gutes aus Tschlin. Unter diesem Namen bieten Firmen und Private aus dem kleinen Unterengadiner Dorf alles Mögliche an. Von Honig bis zu Arvenmöbeln. Zum bekanntesten Produkt der Marke ist das Biera Engiadinaisa geworden.

«Nicht zu verfehlen. Das zweitletzte Haus vor dem Zoll.» Diese Wegbeschreibung führt zur Bieraria Tschlin. Diese ist nach der Gründung im Jahr 2005 schnell gewachsen, doch dann stagnierten die Verkäufe. Bis die Gemeinde als Miteigentümerin handelte. Um die Brauerei zu professionalisieren, engagierte sie 2013 mit Reto Rauch erstmals einen Geschäftsführer. Und der machte sich sofort an die Arbeit. «Es war ein günstiger Zeitpunkt. Die Craft-Beer-Bewegung schwappte von Amerika nach Europa, kleine Brauereien und ihre unkonventionellen Biere kamen in Mode. Die Leute fingen an, im Restaurant nicht mehr einfach eine Stange zu bestellen, sondern auch mal neue Biere auszuprobieren», sagt er. Und das Engadiner Bier schmeckte den Leuten. So sehr, dass eine Verdoppelung der gebrauten Biermenge auf 1200 Hektoliter pro Jahr ausgelöst wurde, gefolgt von grossen Platzproblemen, einem Umzug aus dem alten Tschliner Dorfkern ins zur gleichen Gemeinde gehörende Martina. Und vor wenigen Monaten von der Inbetriebnahme einer neuen Wasch- und Abfüllanlage.

Eigentlich wäre deren Anschaffung erst in einigen Jahren geplant gewesen. Aber die alte Anlage verursachte beim Waschen der Flaschen und beim Abfüllen des Biers nicht nur viel Handarbeit, sondern erwies sich auch als je länger je unzuverlässiger. «Dauernd hatten wir Pannen», sagt Reto Rauch. «Dann war der ganze Ablauf blockiert. Alle Tanks waren voll, und der Bierbrauer musste Däumchen drehen, während ich versuchte, unsere Kunden zu vertrösten, die auf ihr Bier warteten.»

Das Projekt in Kürze

  • Brauerei Bun Tschlin
  • Neue Abfüllanlage für Brauerei
  • Martina/GR

Saubere Flaschen, längere Haltbarkeit

So konnte es nicht weitergehen. Der Aufschwung der Brauerei war gefährdet. Und damit auch die gut vier Vollzeitstellen, welche die Brauerei inzwischen geschaffen hatte, und die im wirtschaftlich schwachen Unterengadin mehr als willkommen sind. Deshalb traf Reto Rauch auf offene Ohren, als er bei der Schweizer Berghilfe um Unterstützung bat. «Wir sind sehr froh um die Hilfe, aus eigener Kraft hätten wir den Kauf zum jetzigen Zeitpunkt nicht stemmen können», sagt der Geschäftsführer.

Nun aber geht es wieder ohne Unterbrechungen vorwärts beim Abfüllen. Die neue Maschine sorgt nicht nur für garantiert saubere Flaschen, sondern auch für eine längere Haltbarkeit des Biers. Wie das? Nach dem Abfüllen sorgt ein feiner Wasserstrahl dafür, dass das Bier in der Flasche kurz aufschäumt, bevor der Deckel drauf kommt. Auf diese Weise bleibt keine Luft in der Flasche, und die Qualität länger unverändert. Lange genug, damit das Engadiner Bier in die ganze Schweiz geliefert werden kann. Nur ins 100 Meter entfernte Österreich, da geht keine einzige Flasche hin. «Dort ist die Konkurrenz grösser. Die nächste Brauerei ist nur 50 Kilometer entfernt», sagt Reto Rauch. Aber: «Mal sehen, was die Zukunft bringt.»

buntschlin.ch

Text und Bilder: Max Hugelshofer

Erschienen im Juni 2017

Bier-Creme-Suppe mit Käsestern

Ein einfaches und doch edles Süppchen mit Bier aus dem Engadin.
Zum Rezept
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.