Pfirsichgrüsse aus Tadschikistan

Was dem Wallis die Aprikosen sind, sollen Pfirsiche für Graubünden werden. Zumindest, wenn es nach Andi Schmid geht.

Der Obstbau-Ingenieur Andi Schmid ist daran, neue Pfirsichsorten zu züchten, die dem rauen Bergklima trotzen. Dazu kreuzt er in Scharans alte Sorten aus der Schweiz mit solchen aus Zentralasien.

Was hat Tadschikistan in Zentralasien mit dem Bündner Domleschg gemein? Kaum etwas. Ausser den klimatischen Verhältnissen. Beide Orte liegen in den Bergen. Dennoch kann es im Sommer auch mal ganz schön heiss werden. Im Frühling hingegen sind frostige Nächte keine Seltenheit, und ab und zu wird es auch richtig eisig. Für Pflanzen, insbesondere Obstbäume, eine schwierige Kombination. Einer Frucht wie dem Pfirsich, die im grossen Stil eher in Südfrankreich und Spanien angebaut wird, gibt man hier keine grosse Überlebenschance. Einer ist dennoch überzeugt davon, dass mehrere Talschaften Graubündens zu Pfirsichregionen der Schweiz werdenkönnten: Andi Schmid, gelernter Gärtner und Ingenieur für Obst- und Rebbau. In seiner Baumschule in Scharans arbeitet er schon seit mehreren Jahren an einer neuen Sorte Bergpfirsiche, welche die Robustheit der alten Sorten mit den Vorzügen moderner Züchtungen wie festem, saftigem Fruchtfleisch kombinieren soll. Mit dem hierzulande erhältlichen Erbmaterial gab er sich aber nicht zufrieden. Auf dem Globus suchte er auf der ganzen Welt nach Regionen mit ähnlichem Klima wie dem des Domleschg und liess sich von dort Pfirsichsteine schicken. Im Frühsommer erhielt er endlich eine Lieferung aus Tadschikistan, die er mit viel organisatorischem Aufwand aufgegleist hatte. Weil mit dem zentralasiatischen Land keine entsprechenden Handelsabkommen bestehen, mussten die tadschikischen Samen erst in die Quarantäne.

In der Forschungsanstalt Agroscope in Wädenswil wuchsen in den vergangenen Monaten in einem isolierten Gewächshaus Keimlinge und schliesslich junge Bäume heran. Diese werden von den Agroscope-Mitarbeitern immer wieder unter die Lupe genommen und sogar im Labor auf allfällige gefährliche Krankheiten geprüft. Schon bald werden sie aber freigegeben, und Andi kann sie in Scharans in seiner Baumschule einpflanzen. «Ich hoffe, dass mir diese Sorten dabei helfen werden, meine bisher gezüchteten Bergpfirsiche zu perfektionieren», sagt er. Ist er mit seinen Zuchterfolgen irgendwann in den nächsten zwei bis fünf Jahren zufrieden, wird er damit nicht reich werden. Vielmehr will er seine neuen Pfirsichsorten günstig an interessierte Bauern in der Region abgeben und den Bergpfirsichen so zur Verbreitung verhelfen. «Gerade für Bauern mit einem Direktvermarktungskanal könnten Pfirsiche eine gute Ergänzung zum bisherigen Angebot sein», ist er überzeugt. Und wenn seine Vision vom Bergpfirsich wahr wird, dann profitiert die ganze Region davon. Aus diesem Grund unterstützt die Schweizer Berghilfe Andis Züchtungsarbeit finanziell. Der 51-Jährige steckt enorm viel Zeit, Idealismus und Herzblut in sein Projekt; ganz ohne finanzielle Hilfe geht es aber nicht.

Text und Bilder: Max Hugelshofer

Erschienen im September 2018

Das Projekt in Kürze

  • Obstbauer
  • Züchtungsprogramm für Bergpfirsiche
  • Scharans/GR
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.