Klingt ein bisschen verstaubt und irgendwie langweilig: Buchdruck. Und dann noch Museum. Es wirkt auch unscheinbar von aussen, das Buchdruckmuseum «Stamparia» in Strada im Unterengadin, untergebracht in einem alten Engadinerhaus mitten im Dorf. Doch wer bis hierher reist, wird mit mindestens einem Aha-Erlebnis belohnt.
Zehn Jahre, um 2000 Bibeln zu produzieren
«Fünf Jahre brauchten die Pfarrer Jacob Anton Vulpius und Jacob Dorta, um das alte und neue Testament aus dem Hebräischen und Griechischen ins Romanische zu übersetzen. Und dann dauerte es nochmals fünf Jahre, um es zu drucken», erklärt Georg Häfner, Leiter des Museums bis Ende 2021. 1679 war es so weit: Die Unterengadiner konnten eines von 2000 Exemplaren der «Bibla da Scuol» für den Hausgebrauch kaufen. Und auch wenn ein Exemplar fast den Wert einer Kuh betrug: Die Auflage war rasch ausverkauft. Und damit begann eine kleine Revolution. Nicht nur gewann die Reformation stark an Boden. Nein. Nun war jeder Pfarrer überprüfbar. Jeder und jede konnte zu Hause nachlesen, ob der Geistliche sich an die Texte hielt. Man konnte mit ihm über die Inhalte diskutieren. Man konnte überhaupt lesen lernen. Meist war die Bibel das erste und oft auch das einzige Buch im Haus.