Schwarz brodelt der Asphalt in der Blechwanne. Es stinkt wie an einem heissen Sommertag auf einer Strassenbaustelle. Hans Brand drückt den grünen Knopf an seiner Fernbedienung, und der Seilzug holt, dickflüssige Fäden ziehend, eine Art Käfig aus dem heissen Asphalt. Darin liegen gut getarnt acht Päckchen. Ebenfalls klebrig, dampfend, stinkend, nicht sehr appetitlich. Doch schon kurz nachdem Hans angefangen hat, mit einem Messer daran herumzusäbeln, sieht die Sache ganz anders aus. Unter mehreren Schichten Metzgerpapier kommt ein schöner, rosafarbener Schinken zum Vorschein. Und weil Asphalt kein Wasser durchlässt, ist während der vier Stunden Garzeit der ganze Saft im Fleisch geblieben. Auf diese Art kocht man hier in den Asphaltminen im Val-de-Travers schon seit hunderten von Jahren den Mineur-Schinken. Früher nur einmal im Jahr, am Fest zu Ehren der heiligen Barbara, die als Schutzheilige über das Wohl der Bergleute wacht, heute im Wochentakt für die Touristen, welche die stillgelegten Minen besuchen und es sich im dazugehörigen Restaurant gut gehen lassen.
Die ehemalige Asphaltmine ist eine der aussergewöhnlichsten Touristenattraktionen in der Schweiz. Wer weiss schon, dass sich im Tal der Areuse insgesamt 100 Kilometer Stollen durch den Berg ziehen? Oder dass der Asphalt aus dem Val-de-Travers früher ein auf der ganzen Welt gefragtes Luxusprodukt war, für dessen Transport eigens eine Eisenbahnlinie direkt nach Paris gebaut wurde? All das lernt man auf einer geführten Tour durch den zugänglichen Kilometer der Mine. Und man bekommt einen Einblick, wie hart das Leben der Mineure unter Tag gewesen sein muss.