Autolärm kennt Scudellate unter der Woche fast nur, wenn der öV-Bus die engen Kurven des Valle Muggio zum kleinen Dorf hochfährt. Oder wenn eine der wenige Einwohnerinnen eine Besorgung macht. Ansonsten dominieren die Vögel, das Rauschen der Blätter und das Gurgeln des Bergbachs Breggia die Klangwelt.
Das kleine Dorf liegt ganz am Ende eines etwas versteckten Tals nördlich von Chiasso auf rund 900 Metern über Meer. Nur 500 Meter entfernt verläuft die italienische Grenze. Bis in die 1960er Jahre kamen darum die Kinder des benachbarten, italienischen Erbonne hier zur Schule. Und Schmuggler sicherten sich mit nächtlichen Wanderungen ihr Familieneinkommen. Auch deswegen war Scudellate – obwohl am Ende der Strasse – lange belebt. Davon profitierte auch die Osteria Manciana. Doch wie überall in den kleinen Bergdörfen, zogen immer mehr Familien weg, das Schulhaus schloss und der Schmuggel wich auf andere Routen aus. Das Dorf drohte auszusterben.