Spielend bewässern

Ein jahrhundertealtes Bewässerungssystem wird der Bevölkerung näher gebracht. Im Suonenpark in Unterbäch können die Besucher mit Wasser experimentieren.

Hier ist die Schweiz am trockensten: im Wallis, zwischen Sierre und Visp, oben an den Hängen. Nur ein halber Meter Regen fällt pro Jahr. Das ist schön für Feriengäste. Doch die Bauern freuts weniger. Dass die Hänge im Sommer grün statt braun sind, ist nur dank eines ausgeklügelten Bewässerungssystems möglich. Seit Jahrhunderten führen sogenannte Suonen das kostbare Wasser von den Bächen durch die Wiesen, Weiden, Äcker und Weinberge. Manche dieser Wasserleitungen werden spektakulär den Felsen entlanggeführt, andere ziehen sich sanft schlängelnd durch Wälder und Wiesen. Viele Suonen wurden im Laufe der Zeit durch unterirdische Leitungen ersetzt, in den vergangenen Jahren aber vor allem des Tourismus wegen wieder an die Oberfläche geholt. Entlang der Suonen lässt es sich nämlich hervorragend wandern. Es geht nie zu steil bergauf, und stets wird man vom angenehmen Plätschern des Wassers begleitet. Nur eines darf man unter keinen Umständen: an den Schiebern herumspielen. Denn wer wann wie viel Wasser von der gemeinsamen Leitung abzweigen darf, ist in jahrhundertealten Abmachungen geregelt. Da verstehen die Einheimischen keinen Spass.

Das Wasser ist auch heute noch sehr wichtig. «Wenn es mal Meinungsverschiedenheiten gibt, dann meist wegen des Wassers», sagt Rosa Weissen. Sie ist Gemeindepräsidentin von Unterbäch, das am Südhang oberhalb von Raron liegt. In ihrem Dorf wird im Mai der erste Suonenpark der Schweiz offiziell eröffnet. Mitten im Dorf fliesst hier das Wasser durch verschiedene Arten von Suonen im Kleinformat eine Wiese hinunter. Im Gegensatz zu den echten Suonen ist hier Hand anlegen ausdrücklich erwünscht. Es ist für Kinder und Erwachsene gleichermassen faszinierend, das Wasser durch verschiedene Schleusen und Schieber immer wieder neue Wege einschlagen zu lassen. Ein Handgriff entscheidet darüber, ob das kostbare Nass in den Sonntagsweiher fliesst oder das Wasserrad antreibt. Was es mit Weiher und Rad auf sich hat, steht auf verschiedenen Tafeln. Die Geteilschaft Suonen- und Sudelpark bietet auch Führungen an.

«Der Park soll die Tradition der alten Suonen erlebbar machen und gleichzeitig Familien nach Unterbäch bringen», sagt Adrian Schnyder. Er ist Leiter von Bürchen-Unterbäch Tourismus und nebenbei bei der Geteilschaft für die Finanzen zuständig. Sehr viel zu verwalten hat er dort allerdings nicht. Die Mitglieder leisten ihren Beitrag in Fronarbeit, Geld ist kaum vorhanden. Dass die Geteilschaft überhaupt gegründet und der Suonenpark gebaut werden konnte, war nur dank eines Beitrags der Schweizer Berghilfe möglich.

unterbaech.ch/sommer/family-fun/suonen-und-sudelpark/

Text: Max Hugelshofer

Bild: Thomas Schuppisser

Erschienen im März 2013

Das Projekt in Kürze

  • Geteilschaft
  • Bau des Erlebnisspielplatzes
  • Unterbäch/ VS
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.