«Damals war das hier so, dass der Mann alles bestimmte», sagt Verena JordanCulatti. Auch sie ist heute in der Werkstatt und gerade dabei, eine Frauenfigur zu formen. «Ich wollte etwas machen, das einen Kontrapunkt dazu setzt. Da habe ich aus Ton eine leicht bekleidete Frau geformt, die so gar nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprach, und sie vor dem Haus auf die Brüstung gesetzt. Die Figur nannte ich «Starke Frauen braucht das Land». Damit bin ich ziemlich angeeckt. Zum Glück löste das dann aber auch einen Austausch aus zwischen der lokalen Bevölkerung und mir.»
Als gelernte Töpferin war Verena vor 37 Jahren aus dem Unterland nach Guarda gezogen. Die emanzipierte Städterin traf auf eine Lebenswelt, die von klaren Rollen für Männer und Frauen geprägt war. In dieser hatten sich die Frauen um Haus und Kinder zu kümmern. Die Männer arbeiteten auswärts und hatten das Sagen bei allen Dingen, die das öffentliche Leben betrafen. «Einerseits war ich froh, hier leben und arbeiten zu dürfen. Andererseits eckte ich ständig an, weil ich halt mitreden wollte. Das war schon ein Kulturschock», sagt sie.