Strom für ein ganzes Dorf
Aus dem minderwertigen Holz der umliegenden Wälder entsteht in Salouf Ökostrom. Zwei Brüder haben das Projekt von der zündenden Idee bis zur Umsetzung gegen viele Widerstände durchgeboxt.
Aus dem minderwertigen Holz der umliegenden Wälder entsteht in Salouf Ökostrom. Zwei Brüder haben das Projekt von der zündenden Idee bis zur Umsetzung gegen viele Widerstände durchgeboxt.
Eigentlich suchten die Brüder Linard und Nicolin Sonder ja nur nach einer Möglichkeit, den elterlichen Bauernhof weiter nutzen zu können. Heute sind sie Inhaber und Betreiber eines Kraftwerks. Aber der Reihe nach: Weder der Umweltingenieur Linard noch der Raumplaner Nicolin oder ihre Schwester hatten die Absicht, jemals den elterlichen Bergbauernbetrieb zu übernehmen. Auch wenn man das Land verpachten würde – was tun mit den nicht mehr genutzten Gebäuden? Linard hatte die Idee, im Stall eine Fernwärmeanlage für mehrere Häuser in der Nachbarschaft einzurichten. Das Interesse der potenziellen Abnehmer war vorhanden, es gab sogar bereits schriftliche Zusicherungen. Doch eine Einsprache verhinderte das Projekt. «Jetzt habe ich so viel Zeit investiert, da gebe ich nicht auf, sondern baue die Anlage halt woanders», sagte sich Linard und konnte seinen Bruder dafür begeistern, beim Projekt einzusteigen. Bald war im kleinen Industriegebiet unterhalb des Dorfes der ideale Platz gefunden, doch
für eine klassische Fernwärmeanlage war die Distanz bis ins Dorf zu weit. «Also krempelten wir das Konzept halt um», sagt Linard. Heute funktioniert die Anlage so: Minderwertige Stämme aus den Wäldern der Gemeinde werden vor Ort gehäckselt. Mit der Abwärme der ganzen Anlage werden die Schnitzel getrocknet. Ein Teil davon wird trocken verkauft. Der Rest landet in einer der drei vollautomatischen Vergasungsanlagen. Das dort gewonnene Gas treibt grosse Generatoren an. Dabei wird Strom produziert, der ins öffentliche Netz eingespiesen wird. Rund 165 Kilowatt bei Vollleistung. Das entspricht etwa dem Bedarf von 300 bis 400 Einfamilienhäusern.
«Wir hatten Anlaufschwierigkeiten mit der Anlage, aber jetzt läuft sie richtig gut», sagt Nicolin, der seinen Job im Unterland mittlerweile gekündigt hat und wieder in sein Heimatdorf gezogen ist. Aber nicht nur ihm gibt das Biomassenkraftwerk einen Arbeitsplatz. Die Sonder-Brüder konnten bereits einen Mechaniker und einen Maschinisten einstellen.
Und inzwischen ist sogar doch wieder geplant, ein Fernwärmenetz zu bauen. Nun aber in die andere Richtung, nämlich bergab in das touristische Savognin. Dort hat es sehr grosse Abnehmer, die Interesse bekundet haben. «Die Transportleitung ist relativ lange, aber technisch möglich», sagt Linard. Ob sich diese Erweiterung wirtschaftlich rechnet, ist jedoch noch offen.
Und was wurde aus dem elterlichen Bauernhof? Der hat nun doch eine Zukunft. Linards und Nicolins Schwester ist jetzt mit einem Bauern zusammen und die beiden bewirtschaften den Hof gemeinsam.