Trockene Mauer für saftige Kräuter
Cornelia Josche baute im Unterengadiner Dorf Guarda Kräuter für Tees, Gewürze und Körperpflegeprodukte an.
Cornelia Josche baute im Unterengadiner Dorf Guarda Kräuter für Tees, Gewürze und Körperpflegeprodukte an.
Eine neu sanierte Trockensteinmauer ermöglicht es Cornelia Josche, endlich einen wirkungsvollen Wildschutzzaun um ihren Kräutergarten herum zu errichten.
Frühmorgens im Schellenursli-Dorf Guarda im Unterengadin. Alles ist still. Nur vom Hang unterhalb des Dorfes her tönt ein unregelmässiges Hämmern. Wer sich auf die Suche nach dem Ursprung des Geräuschs macht, landet im Kräutergarten von Cornelia Josche. Dort sind Zivildienstleistende daran, eine Trockenmauer neu aufzubauen. Manchmal müssen dazu Steine mit dem Meissel zugehauen werden. Daher also das Klopfen.
Cornelia Josche hat vor 28 Jahren damit begonnen, verschiedene Kräuter anzubauen und daraus Tees, Gewürze und Körperpflegeprodukte herzustellen. Über die Jahre hinweg ist ihr Betrieb stetig gewachsen, Cornelia konnte Mitarbeiterinnen anstellen und an verschiedenen Standorten am Dorfrand kleine Gärten anlegen. Dass alles so verzettelt war, machte die Arbeit allerdings ineffizient. «Viele der Gärten waren ausserdem so steil, dass man nicht einmal mit einer Garette reinfahren konnte.» Cornelia war klar: Wenn ihr Betrieb längerfristig bestehen und von jungen Menschen übernommen werden sollte, dann musste sich etwas ändern.
Als sie vor fünf Jahren die Chance bekam, unterhalb des Dorfes ein grosses Stück einer steilen Wiese zu übernehmen, zögerte sie nicht. Gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen machte sie sich an die gewaltige Aufgabe, die Wiese in einen Kräutergarten zu verwandeln. Was ihr jedoch Sorgen machte, war der fehlende Zaun um das Gelände. «Er muss hoch und stabil sein, sonst fressen uns die Hirsche die Kräuter schneller weg, als wir sie aussähen können.»
Oberhalb des Gartens wird das Grundstück von einer uralten, mehr als 1000-jährigen, 30 Meter langen Trockensteinmauer abgeschlossen. Und diese Mauer war in einem miserablen Zustand. «Ich konnte doch nicht einen neuen Zaun auf eine halb zerfallene Mauer bauen, die am Steilhang zudem eine wichtige Stützfunktion hat», so Cornelia. Die Kosten für den Zaun und die Sanierung waren immens. Zwar übernahmen verschiedene Stiftungen einen Grossteil der Kosten für die Mauer, und die Arbeiten konnten mit Zivildienstleistenden ausgeführt werden – dennoch blieb mehr offen, als Cornelia bezahlen konnte. «Ich bin sehr dankbar, dass die Schweizer Berghilfe mich unterstützt hat. Alleine hätte ich es nicht geschafft.»