Wasser und Wärme
Auf dem Hof von Familie Villiger in Rebeuvelier musste die Trinkwasserversorgung verbessert werden. Eine neue Stückholzheizung sorgt zudem für Wärme im Haus.
Auf dem Hof von Familie Villiger in Rebeuvelier musste die Trinkwasserversorgung verbessert werden. Eine neue Stückholzheizung sorgt zudem für Wärme im Haus.
Lea lacht. Soeben hat sich ihr ferngesteuertes Auto überschlagen – offensichtlich war das Tempo doch etwas zu hoch. Zum Glück ist nichts passiert. Sie stellt das Auto wieder auf alle vier Räder und weiter geht die rasante Fahrt. Die Sechsjährige hat es zu ihrem Geburtstag erhalten und demonstriert ihren beiden Schwestern Sophie (4,5 Jahre) und Noemie (10 Monate) sowie den Eltern Martine und Marcel Villiger ihre Fahrkünste. Nicht nur diese unbeschwerte Szene, auch der Sandkasten, das Spielhaus oder der mit Malkreide verzierte Platz auf dem Hof zeugen davon, dass die drei Schwestern hier nach Lust und Laune spielen können. «Da wir fernab von einer Durchgangsstrasse sind, müssen wir nie Angst haben, dass etwas passiert», sagt Martine Villiger.
Im Sommer ist es hier wie in einem kleinen Paradies. Im Gegensatz dazu können die Winter am Fuss des Mont Raimeux, dem mit 1302 Metern höchsten Berg im Kanton Jura, hart und lang sein. Wie beispielsweise im vergangenen Jahr. «Seit es Mitte Oktober erstmals geschneit hatte, lag bis Anfang April immer Schnee auf den Feldern», erzählt Marcel, der den Hof 2009 von seinen Eltern übernommen hat. Wenn dann von Anfang Dezember bis Mitte Januar kein einziger Sonnenstrahl das Wohnhaus der Villigers erreicht, ist die Familie froh über ein warmes Zuhause. Dies war bis vor Kurzem keineswegs selbstverständlich und mit viel Arbeit verbunden. Der Ofen der Holzheizung schluckte nur kleine Holzscheite, alle zwei Stunden musste er gefüttert werden. «Nach kalten Winternächten hatten wir morgens manchmal nur noch 13 Grad in den Wohnräumen», erzählt Martine. «Morgens um 6.30 Uhr musste ich sogleich den Ofen anfeuern, damit die Temperaturen für die Kinder einigermassen angenehm wurden.» Ausserdem pfiff bei Bisenlage der Wind durch die Stube, da sowohl die Fenster als auch die Haustüre nicht mehr dicht waren.
Beides gehört der Vergangenheit an. Im Herbst 2012 wurden die Fenster und Türen ausgewechselt, Anfang November war auch die neue Stückholzheizung inklusive eines grossen Wärmespeichertanks fertig. «Nun müssen wir nur noch einmal pro Tag anfeuern», sagt Martine. Zudem können die Villigers fürs Heizen neu grössere Scheite verwenden. «Jetzt brauche ich deutlich weniger Zeit fürs Holzen», sagt Marcel. Denn das Holz fürs Heizen stammt aus dem eigenen Wald.
Die Villigers sind sehr dankbar für diese Verbesserung, die ohne die Unterstützung der Schweizer Berghilfe nicht möglich gewesen wäre. «Wir bekamen zwar einen kantonalen Investitionskredit und einen Bankkredit; dies hätte mit unseren Ersparnissen aber nicht gereicht, um die nötigen Renovationsarbeiten am Stück durchzuführen», sagt Marcel. «Wir hätten die Arbeiten auf mehrere Jahre etappieren müssen. Das wäre sehr schade gewesen, denn jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt: Unsere Kinder sind klein, das Haus ist jetzt mit Leben gefüllt.»
Marcel ist als zehnjähriger Junge zusammen mit seinen Eltern und seinen drei Schwestern aus der Innerschweiz nach Rebeuvelier gezogen. Martine ist im Dorf aufgewachsen. Zusammen haben sie drei Kinder, das vierte wird demnächst zur Welt kommen. Deshalb freut sich die junge Familie erst recht auch über die zweite positive Veränderung. «Seit Kurzem sprechen wir nicht mehr über Wasser», sagt Marcel. «Es ist einfach kein Thema mehr.» Vor der Renovation war das anders. Der Hof verfügt zwar über eine eigene Quelle mit einem Reservoir. Doch im Sommer reichte das Wasser nicht, um den Durst der 60 Kühe und Rinder, 100 Mastschweine und 30 Legehennen zu löschen. «Dann hiess es für mich dreimal pro Woche, abends nach getaner Arbeit noch ins Dorf fahren, um die Wassertanks zu füllen.» Die Bedürfnisse der Familie wurden hintangestellt. Oftmals musste Martine fragen, ob es noch genügend Wasser fürs Waschen der Wäsche habe oder ob sie bis am nächsten Tag warten müsse. «Und ausgerechnet im Sommer war es schlicht unmöglich, die Kinder am Abend vor dem Zubettgehen noch rasch zu duschen.» Dies änderte sich, als der Hof an die Wasserversorgung des Dorfs angeschlossen wurde – wobei die Familie die Kosten für die letzten Meter bis zu ihrem Hof selber übernehmen musste.
Seit nun auch noch das rund 90-jährige, durchlässige Dach des Schweinestalls ersetzt worden ist, sind die Arbeiten auf dem Hof abgeschlossen. Jetzt können Villigers dem Sommer zuversichtlich entgegensehen. Nicht nur Marcel und Martine, sondern mit ihnen auch speziell Lea, Sophie und Noemie. Die drei Schwestern vor allem deshalb, weil sie diesen Sommer endlich auch das kleine Wasserbassin auf der Wiese füllen und darin plantschen dürfen.