Wellness im Holzzuber
Ohne genügend Wasser von guter Qualität kann keine Alp überleben. Auf der Berglialp im Kanton Glarus hat Wasser gleich nochmals eine grössere Bedeutung. Hier sind badende Gäste ein wichtiger Betriebszweig.
Ohne genügend Wasser von guter Qualität kann keine Alp überleben. Auf der Berglialp im Kanton Glarus hat Wasser gleich nochmals eine grössere Bedeutung. Hier sind badende Gäste ein wichtiger Betriebszweig.
So lässt sich der steile, knapp zweistündige Aufstieg vergessen: «Polterbraut» Laura Bock und ihre Freundinnen sitzen gemütlich in hölzernen Badezubern. Sie lassen die biologischen Wirkstoffe ihres Badezusatzes auf sich wirken und den Blick über das Glarner Bergpanorama schweifen. «Das ist Wellness in der reinsten Form», sagt Laura.
Jedes Wochenende machen es dutzende Leute so wie diese Frauengruppe und geniessen die Kombination aus Wandern, Wellness und den «weltbesten Älplermagronen». Für die Älplerfamilie Marti sind die badenden Gäste inzwischen zu einem wichtigen Betriebszweig geworden. Den Sommer über empfangen sie diese auf der Alp und seit einiger Zeit auch im Winter im extra dafür umgebauten Chalet Bergsicht auf dem Gufel, einige Höhenmeter über dem Talboden. Vor 27 Jahren, als Heiri Marti nach dem Käsen zum ersten Mal die überschüssige Molke in einen Holzzuber goss und Gäste darin baden liess, war er der Einzige, der eine Geschäftsidee mit Potenzial sah. Rundum schüttelten alle nur ihre Köpfe über den «Spinner». Heute gehört ein Badezuber bei vielen Agrotourismus-Angeboten schon fast zur Grundausstattung.
Immer weiter verbessern Doch auf den Lorbeeren ausruhen, das gab es bei Heiri nie. So will er auch mit seinen inzwischen 75 Jahren nichts von Ruhestand wissen und arbeitet immer noch täglich daran, die Berglialp zu verbessern und fit für die Zukunft zu machen. Das jüngste Projekt, dass er gemeinsam mit seiner Frau Ursi anpackt, ist die neue Wasserversorgung für die Alp.
Heute stammt das Wasser für die Alphütten auf den drei Stafeln und für die vielen Viehtränken aus mehreren kleinen Quellen. Bereits in der Vergangenheit gab es immer wieder mal Probleme mit der Wasserqualität oder der Zuverlässigkeit einzelner Quellen. Doch der Hitzesommer 2018 übertraf alles. «Eine Quelle, die seit über 50 Jahren zuverlässig Tag für Tag reichlich Wasser lieferte, versiegte total. Da verstand ich die Welt nicht mehr», erinnert sich Heiri.
Weil er davon ausgeht, dass solch extreme Wetterbedingungen wie damals in Zukunft häufiger vorkommen, entschloss er sich, das Thema Wasser ein für alle Mal zu erledigen. «Wenn schon, dann richtig», sagte er sich und plante eine Wasserfassung weit oben am Hang, ein grosses Reservoir sowie Leitungen zu allen Tränken und Gebäuden. Und als Krönung kommt ein Kleinwasserkraftwerk hinzu, das aus dem Trinkwasser genügend Strom herstellt, damit in Zukunft auf die lärmigen und stinkenden Generatoren verzichtet werden kann. Im Moment sind die Bauarbeiten in vollem Gang. Damit noch jahrzehntelang auf der Berglialp gelebt, gekäst und gebadet werden kann.