Weltpremiere im Wald
Damit das Holz nicht zur Pelletsfabrik muss, soll die Pelletsfabrik zum Holz kommen. Eine Westschweizer Erfindung macht es möglich.
Damit das Holz nicht zur Pelletsfabrik muss, soll die Pelletsfabrik zum Holz kommen. Eine Westschweizer Erfindung macht es möglich.
Auf dem Werkhof des Forstunternehmens Agfors im Waadtländer Jura herrscht reger Betrieb an diesem kalten Wintermorgen. Dick eingepackte Menschen stehen in der Kälte um einen Sattelschlepper-Anhänger herum. Es ist ein ganz spezieller Anhänger: die erste mobile Holzpelletsfabrik der Welt.
Erfunden hat sie Richard Pfister, der nun auf eine ausklappbare Plattform steigt und die Anlage startet. Es brummt, rattert, zischt und stinkt auch ein bisschen nach Diesel. Der Kran am hinteren Ende des Anhängers füttert das lärmende Ungetüm mit Ästen. Im Inneren werden diese geschnetzelt, gemahlen, getrocknet und gepresst, bis die Maschine bald darauf die ersten Pellets ausspuckt.
Damit alles so reibungslos funktioniert, war viel Zeit und Arbeit nötig. Es ist schon zwölf Jahre her, als sich der gelernte Oenologie-Ingenieur Richard in einer durch einen Motorradunfall ausgelösten Zwangspause erstmals mit der Frage auseinandersetzte, wie man den im Weinbau anfallenden Biomassen-Abfall sinnvoll nutzen könnte. Rasch weitete sich sein Interesse auf die Forstwirtschaft aus. Richard kam auf Holzpellets als Lösung, fand aber heraus, dass ein Teil der ökologischen Vorteile durch den Transport des Holzes zur Fabrik und der Pellets zurück zum Kunden aufgehoben wurden. «Es müsste eine Pelletsfabrik geben, die direkt zum Holzschlag in den Wald kommen könnte», sagte sich Richard. Also tat er sich mit André Corthay, einem befreundeten Maschineningenieur zusammen und fing an zu pröbeln. Bis aus der Idee ein Prototyp entstand, dauerte es Jahre. Und dann nochmals Jahre, bis dieser zuverlässig funktionierte.
Die Interessenten staunen, machen Fotos, stellen Fragen. Denis Pidoux hat das erste Serienexemplar vorreserviert. Er ist Förster bei der Forstgruppe Agfors, die Wald vom Genfersee bis weit hoch in die Jurahöhen bewirtschaftet. «Für uns ist die Anlage eine perfekte Möglichkeit, nebst den Stämmen auch die Äste und Baumkronen zu verwerten», sagt er. «Und das auf eine sehr umweltfreundliche Art.» Die Maschine verbraucht pro Stunde lediglich 30 Liter Diesel. Und produziert eine Tonne Pellets. Richard: «Dieses Verhältnis von aufgewendeter Energie zum Ertrag ist um Längen besser als bei jeder fest installierten Fabrik.»