Wo sich Bretterstapel türmen
Bretterstapel, soweit das Auge reicht. Fluri und Sandro Züst wussten nicht mehr, wohin damit. Ein terrassierter Lagerplatz am Hang schafft Abhilfe.
Bretterstapel, soweit das Auge reicht. Fluri und Sandro Züst wussten nicht mehr, wohin damit. Ein terrassierter Lagerplatz am Hang schafft Abhilfe.
Der gelbe Seitenstapler, mit dem Sandro Züst die frisch gesägten Bretter an ihren Lagerplatz transportiert, ist ein eindrückliches Gefährt. Doch zwischen den vielen Bretterstapeln, die teils über sechs Meter hoch in die Luft ragen, wirkt er winzig. 1000 Kubikmeter Holz stapeln sich in mehreren Reihen auf zwei betonierten Terrassen. Mindestens. So ganz genau wissen das weder Sandro noch sein Vater Fluri. Was sie jedoch genau wissen: Seit sie den neuen Lagerplatz haben, hat sich ihre Arbeit massiv vereinfacht.
Denn Züsts hatten ein Platzproblem in ihrer Sägerei. Die Bretter stapelten sich der steilen Zufahrtsstrasse entlang in mehreren Reihen. Wenn Bretter aus einer hinteren Reihe gebraucht wurden, war erst einmal eine Stunde Umlagern angesagt.
Als Fluri in den 1980er-Jahren mit dem Sägen begann, war das noch kein Problem. Als zweites Standbein neben seinem Landwirtschaftsbetrieb übernahm er die kleine Sägerei eines Onkels am anderen Ende des Dorfes Furna im Prättigau. Das Geschäft fing klein an und wurde ganz langsam grösser. Im Jahr 2011 wagte Fluri dann einen grossen Schritt: Er baute eine moderne Sägerei, besser ausgerüstet und ganz in der Nähe seines Bauernbetriebs gelegen. Hier konnte er effizienter arbeiten und dadurch mehr Aufträge annehmen. Weil nach und nach Sägereien in der Umgebung ihren Betrieb einstellten, kamen immer mehr Kunden zur Sägerei Züst. Langsam wurde es eng rund um die Sägerei.
Fluri hat mit seinem Geschäft ganz unterschiedliche Phasen erlebt. Zeiten, in denen Bauholz kaum etwas wert war, und solche wie gleich nach der Corona-Pandemie, als ihn Interessenten von weit her anriefen und ihm ein Vielfaches des normalen Preises für seine Bretter boten. Fluri lehnte immer ab: «Da bin ich altmodisch. Ich liefere lieber über Jahre hinweg zuverlässig an meine Stammkundschaft, als kurzfristig Kasse zu machen und nachher, wenn sich die Situation wieder ändert, auf meinem Holz sitzenzubleiben», sagt er.Sohn Sandro war schon von Kindsbeinen an gerne beim Vater in der Sägerei, spielte zuerst im Sägemehl, half später tatkräftig mit. Als es um die Berufswahl ging, war für ihn die Sache klar: «Etwas anderes als Säger kam nie ernsthaft in Frage.» Seit zwei Jahren arbeitet Sandro nun voll im Betrieb seines Vaters mit. Demnächst wollen die beiden aus der Einzelfirma eine AG machen, die ihnen dann gemeinsam gehören wird. Seit sie zu zweit sind, können Züsts noch mehr Aufträge annehmen. Also wurde das Platzproblem noch grösser. Im Hinblick auf den Generationenwechsel entschloss sich Fluri, nochmals alles, was er besass, in die Sägerei zu investieren. Genauer gesagt in den neuen Holzlagerplatz am Hang. «Der hat unser Platzproblem endgültig gelöst und ermöglicht es mir, meinem Sohn ein gesundes Geschäft ohne Altlasten zu übergeben.»