Zusatzverdienst aus dem Brennkessel

Karin und Markus Gabathuler brennen Schnaps, keltern Wein und bewirten Gäste. Damit sichern sie den langfristigen Fortbestand des Büelsteihofs.

Das Brennen diverser Schnapssorten und Liköre hat auf dem Büelsteihof in Oberschan eine lange Tradition. Bereits der Vater und der Grossvater von Markus Gabathuler stellten aus den hofeigenen Kirschen, Äpfeln, Birnen, Zwetschgen, Quitten, Brombeeren und Himbeeren feine Destillate her. Und die vierte Generation steht möglicherweise auch schon bereit. Zumindest verfolgen die drei Brüder Simon (8), Andrin (6) und Levin (4) aufmerksam, wie ihr Vater beim Brennen zu Werke geht. Den Büelsteihof haben Karin und Markus Gabathuler 2009 von Markus’ Eltern übernommen. Die Milch der 23 Kühe verkaufen sie als Industriemilch. Doch der Ertrag reicht nicht, um den Lebensunterhalt der jungen Familie zu sichern. Deshalb haben Gabathulers auch die Tradition des Brennens weitergeführt und keltern zusätzlich Wein: Die sonnige Lage über dem Rheintal bietet nämlich hervorragende Voraussetzungen für den Anbau von Trauben. Insgesamt 55 Aren Reben bewirtschaften Markus und Karin. Zusammen mit dem Verkauf der Branntweine ergibt dies den dringend nötigen Nebenerwerb. «Dadurch, dass ich viele eigene Zutaten verarbeiten kann, haben wir eine hohe Wertschöpfung», sagt Markus. Seit Kurzem bewirtet das Paar im umgebauten Keller regelmässig Gäste. Die zündende Idee dazu kam ihnen nach einem Geburtstagsfest für eine grosse Gruppe, das sie mit Erfolg ausgerichtet hatten.

Das Engagement von Karin und Markus führte zu einer akuten Platznot. Die Bewirtung der Gäste war beeinträchtigt, weil der Raum im Büelsteikeller häufig als Lager für die fertigen Produkte herhalten musste. Die Trauben wurden aus Platznot im Stall gepresst. Die Situation hätte langfristig den Betriebszweig mit der Produktion von Schnaps und Wein gefährden können. Und somit auch den Fortbestand des Hofs. «Es war alles sehr provisorisch», sagt Markus. «Wir wussten, dass ein neues Produktionsgebäude unsere Probleme gelöst hätte. Doch das Ersparte reichte trotz langem Rechnen nicht aus. Erst dank der entscheidenden finanziellen Unterstützung durch die Schweizer Berghilfe konnte der kleine Neubau zwischen Wohnhaus und Stall realisiert werden. Hier kann Markus nun im neuen Brennkessel Schnaps brennen und Wein keltern. «Ich bin sehr froh», sagt Markus. «Nun können wir viel schneller und effizienter brennen.» Aber auch der alte Brennkessel hat nicht ausgedient. Er wird weiterhin benutzt, um die Hausspezialität, die Treberwurst, im Dampf der Traubenmaische zu garen. Sehr zur Freude von Einzelpersonen, Vereinen oder Firmen, die den Büelsteikeller reservieren – zum Teil schon ein Jahr im Voraus.

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im September 2013

Das Projekt in Kürze

  • Bergbauer
  • Produktionsgebäude für die Brennerei
  • Oberschan/SG
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.