Steiler als gedacht

Wohl einer der am tiefsten gelegenen, weiss-blau-weiss markierten Bergwanderwege führt von Flühli aus in einer Direttissima auf die Schwändiliflue. Auch der flache Rückweg ist gar nicht mal so flach. Dafür wartet am Schluss der Wanderung eine wohltuende Erfrischung.

Wir sind ziemlich früh dran. Um 8.45 Uhr starten wir in Flühli bei der Bushaltestelle «Post». Ein paar Schritte der Hauptstrasse nach in Richtung Sörenberg folgen wir einer Quartierstrasse den Hang hinauf. Von da an geht es bereits mit ordentlicher Steigung im Zickzack bergauf durch die Wohnhäuser. Der Weg, der zum Glück um diese Zeit noch im Schatten liegt, ist als Wanderweg markiert. Bald schon ändern die Markierungen jedoch die Farbe. Aus Weiss-Rot-Weiss wird Weiss-Blau-Weiss, eine ziemliche Seltenheit auf weniger als 1000 Meter über Meer.

Nun wird es richtig steil. Erst mach der noch gut erkennbare Weg ein paar Kehren, dann hält er sich nicht mehr gross mit Kurven auf und führt geradeaus den Berg hoch. Es ist streng, sehr streng. Und manchmal muss man den Weg zwischen zwei in die Wiese geschlagenen und mit Markierungen versehenen Pfosten etwas suchen. Aber verirren kann man sich kaum. Im Zweifelsfall einfach immer dort durch, wo es am steilsten ist.

Nach rund einer Dreiviertelstunde locken uns die Markierungen in den Wald. Nun folgen einige Kraxelstellen. Eine Teilnehmerin in unserer Gruppe, die etwas Respekt vor ausgesetzen Wegen hat, muss sich hin und wieder dazu zwingen, auf ihre Füsse und nicht das steile Tobel hinabzuschauen.  Ab und zu helfen gespannte Stahlseile beim Aufstieg, manchmal muss man sich an einer Wurzel oder einem Stein festhalten. Wenn man trittsicher ist, gibt es allerdings keine wirklich gefährlichen Stellen.

Die Tour in Kürze

  • Kanton Luzern
  • Kategorie Wanderung
  • Schwierigkeit Schwer
  • Berghilfe-Projekt Kneipp-Anlage Schwandalpweiher

Grandiose Aussicht mit unerwartet langem Abstieg

Nach knapp eineinhalb Stunden schweisstreibender Kraxelei steht plötzlich ein Wegweiser im Wald, der zur Schwändeliflue weist. Das Strengste ist hier geschafft. Aber knapp 200 etwas weniger steile Höhenmeter bleiben noch, bis uns die Sonne begrüsst und wir uns ins Gipfelbuch beim weissen Kreuz eintragen können. Eingezäunt und somit geissengeschützt gibt es dort oben auch ein Bänkli, das wir für eine vorgezogene Mittagsrast nutzen. Die 360-Grad-Aussicht sorgt dafür, dass diese etwas länger dauert als geplant. Nun geht es mehr oder weniger dem Grat entlang nach Süden in Richtung Vorder Rüchi. Es ist ein traumhaft schönes Weglein, das durch ein Moor führt. Begegnet sind wir bisher übrigens noch keiner Menschenseele. Wir haben die spektakuläre Natur ganz für uns alleine. Zügig vernichten wir nun Höhenmeter, und langsam wird klar, dass wohl auch der deutlich weniger steile Abstieg alles andere als ein Spaziergang wird. Zwischendurch ist es ziemlich steil, und der ruppige Weg verlangt einem viel Konzentration ab.

Detaillierte Infos zur Tour

Genaue Infos zur Route mit Dauer, Steilheit und den Höhenmetern könnt ihr auf Schweizmobil nachschauen.

Erholung am Schwandalpweiher garantiert

Darum nehmen wir bei der Alphütte Vorder Rüchi dann auch nicht den direkten Weg, sondern halten zuerst etwas nach links in Richtung Hinter Rüchi. Das beschert uns ein paar hundert Meter Erholung auf einem Fahrweg, bevor es wieder enger, unebener und matschiger wird. Den Rotbach, den wir bereits seit einer halben Stunde rauschen hören, erreichen wir dann erst bei einem Bauernhof, wo unser Weg auf ein Teerstrasse trifft. Den kurzen Abstecher zur Hängebrücke Chessiloch sparen wir uns, weil die Knie doch schon ziemlich deutlich nach einer längeren Pause verlangen.

Ein paar hundert Meter folgen wir dem Strässchen, dann zweigt rechts ein Weg ab. Hier ist die Kneippanlage Schwandalpweiher bereits angeschrieben. Es geht ein letztes Mal kurz bergauf, dann schlängelt sich der Weg gemütlich der Höhenlinie entlang bis zum Weiher. Dort erwartet uns die vor mehr als zehn Jahren mit Unterstützung der Schweizer Berghilfe gebaute, grosse und liebevoll angelegte Kneippanlage. Mit Barfusspfad, verschiedenen Brunnentrögen und Schläuchen für Tauchbäder und Güsse sowie viele Informationen über die Philosophie des Kneippens. Höhepunkt ist natürlich der Gang im Storchenschritt über den Kneipp-Steg im Weiher. Aber Achtung: Das Wasser ist wirklich unglaublich kalt. Vor allem, wenn man übermütig die tiefere und längere Variante wählt. Nachher ist man dafür so erfrischt, dass der letzte Abstieg ins Dorf hinunter kein Problem mehr ist. Vor allem, weil wir wissen, dass uns dort im historischen Hotel ein grosser Glacetraum erwartet.

Text und Fotos: Max Hugelshofer

Erschienen im September 2025
Krönender Abschluss: das erfrischende Kneippen im Schwandalpweiher.
Krönender Abschluss: das erfrischende Kneippen im Schwandalpweiher.