Den Rhein hinauf radeln bis Valendas
Unerwartet viel Kultur erlebt das Berghilfe-Team auf der Velotour in Graubünden – da, wo Vorder- und Hinterrhein zusammen fliessen.
Unerwartet viel Kultur erlebt das Berghilfe-Team auf der Velotour in Graubünden – da, wo Vorder- und Hinterrhein zusammen fliessen.
Das Berghotel «Sterna» ist natürlich das oberste Haus von Feldis. Mit letzter Kraft erreichen wir das Hotel, fast 1000 Höhenmeter steten Aufstiegs von Chur verlangten uns alles ab. Der herzliche Empfang, Kaffee und eine Rüeblitorte wecken unsere Lebensgeister allerdings schnell wieder. Wir beziehen unsere Zimmer, die mit originellen Kunstwerken eingerichtet sind – wie das ganze Hotel auch. Die Kassettendecken und Holzwände strahlen ein warmes Ambiente aus. Auch sonst gefällt uns das Hotel mit den vielen speziellen Ecken ausserordentlich. Kurios nur: Unser Zimmer hat zwar einen Balkon, aber keine Balkontüre. Auch ein Kunstwerk? Durchs Fenster klettern wir mutig nach draussen. Später erfahren wir den profanen Grund: Bei der Renovation hat das Geld für eine Balkontür schlicht nicht mehr gereicht. Nach dem feinen Nachtessen aus rein lokalen Produkten erleben wir im Dorf eine Überraschung: Die Compagnie Stradini zeigt ein phantastisches Theaterstück über Sein und Schein.
In rasanter Fahrt geht es die Postautostrecke hinunter nach Tomils bis in die Rheinebene. In Rothenbrunnen trinken wir Heilwasser aus dem Brunnen vor dem Kurhaus und sind überzeugt, wie mit Miraculix’ Zaubertrank alles bewältigen zu können. Na ja, fast alles: Etwas später werden wir plötzlich von einem alten Traktor überholt… und noch einem… und noch einem. Ein Traktor-Oldie-Treffen ist im Gang. Kultur auf vier Rädern. Trotzdem sind wir froh, bald wieder ohne Begleitung zu sein. Doch die Stille wird bald wieder durchbrochen: Beim Schloss Reichenau ertönt ein Openair-Konzert, ein klassisches Stück für Handorgel und Streicher. Von diesen Tönen beschwingt, pedalen wir gelassen nach Bonaduz auf einer etwa zwei Kilometer langen, eher langweiligen Strecke, die immer leicht bergauf führt. Wer Lust hat, kann sie rechterhand auf Waldwegen umfahren. Dann plötzlich wird der Blick frei auf die beeindruckende Rheinschlucht. Während der nächsten zwei Kilometer kommen wir vor lauter Fotografieren kaum vorwärts. Erst bei der Brücke über die Rabiusa endet der Schlendrian. Wir kämpfen uns steile 200 Höhenmeter die Serpentinen hoch bis Versam. Die letzten Kilometer über Carrera nach Valendas sind unser Dessert: Es geht gemütlich flach oder abwärts. In Carrera lohnt sich übrigens ein Halt beim Bauernhaus auf der linken Seite: Hier wird Bienenhonig aus der eigenen Imkerei verkauft. Eine weitere Empfehlung: unsere Strecke endet in Valendas, im «Gasthaus am Brunnen» – ein ebenfalls von der Berghilfe unterstütztes Projekt. 500 Jahre alt ist das Gebäude und allein deshalb schon einen Besuch wert. Falls Sie trotzdem weiterfahren, halten Sie wenigstens für einen Zmittag, Zvieri oder Znacht. Das Essen des innovativen Kochs ist ein Hochgenuss.