Als die Kinder etwas grösser wurden, blieb etwas mehr freie Zeit. Ich rutschte rein in die Verbandsarbeit, wurde Aktuarin des Bauernvereins Flühli-Sörenberg. Nach einem Jahr fragte man mich an, ob ich das Präsidium übernehmen würde. Da fand ich zuerst: ‹Nein, also das kann ich nicht, da weiss ich zu wenig›. Aber dann, ein Jahr später fasste ich mir ein Herz und sagte zu. Dann wurde ich im Bauernverband auch kantonal tätig. Irgendwo auf diesem Weg merkte ich, dass es sich lohnt zu sagen, was man will. Wenn andere das nicht wollen, ist das ok. Aber immer mit den Ansprüchen ein bisschen unten rein, das geht bei mir nicht auf. Das ist ja oft die Taktik von Frauen. Klar wurde mir auch: Wenn ich etwas wirklich bewegen will, muss ich in die Politik. So bewarb ich mich als Gemeindepräsidentin von Flühli, wurde dann Kantonsrätin und bin seit Anfang 2025 Präsidentin der Biosphäre Entlebuch.
In Hamburg gab es schon Freunde, die hatten Mühe mit meiner Entscheidung, Bäuerin zu sein, statt zu studieren. Oder auch, dass ich vier Kinder bekam. Das hat sich alles gelegt. Aber sie staunen heute noch über unsere Art der Demokratie in der Schweiz, darüber, dass wir alle über Entscheide abstimmen oder direkt das Parlament wählen. Viele meiner deutschen Freunde sagen, dass sie das in ihrem Land auch so möchten. Hier im Entlebuch bin ich einfach sofort aufgenommen worden. Ich denke, mit meiner direkten Art und meinem Humor komme ich oft gut an. Aber ja, es können dich nicht alle mögen. Damit kann ich inzwischen gut leben.»
        
        
        
            
            
                Text und BIlder: Alexandra Rozkosny
                Erschienen im
                September 2025