Freiwillig für Spaziergänger und Wandrerinnen schaufeln und baggern

Damit es Spaziergänger sicher und gemütlich haben, schufteten Lehrlinge von fünf Tiefbaufirmen im Frühling knapp zwei Wochen. Sie bauten freiwillig einen Spazierweg, Trockenmauern und einen Abfluss fürs Stauwasser.

Über Heiligkreuz beginnt ein Morgen wie aus dem Bilderbuch: Ein stahlblauer, wolkenloser Himmel spannt sich über dem kleinen Entlebucher Weiler. Still ist es im weltberühmten Wallfahrtsort. Jedenfalls beinahe: 500 Meter weiter oben durchbricht eine lärmende Walzmaschine die Idylle. Lehrlinge aus fünf Firmen haben sich bereit erklärt, einen neuen Fussweg in den steilen Wiesenhang zu planieren. Sie alle sind auf halbem Weg zu Profis im Strassenbau. «Es macht schon Spass, auch mal so eine Walze selbst fahren zu dürfen», sagt einer der jungen Männer. Normalerweise, so erklärt es der Leiter der Gruppe, würden Lehrlinge nur selten an den Baumaschinen arbeiten. «Hier haben die Gelegenheit dazu. Das hat sie sicher auch motiviert mitzumachen. Und sie sollen auch möglichst alle Arbeiten selbständig planen und ausführen. Hier können sie das üben.»

Ganzes Baumaterial gespendet

Ein Dreierteam bearbeitet die frische Schotterschicht auf dem Weg, während einige hundert Meter weiter im Wald zwei andere mit einem kleinen Schaufelbagger eine Rinne für ein Abwasserrohr ausheben. Viel Platz zum Manövrieren haben sie nicht. Denn nur zwei Meter weiter entfernt liegt ein kleiner, idyllischer Weiher. Auf der Hälfte des Weges zwischen den beiden Gruppen ist eine Hängebrücke gespannt. Sie soll am Nachmittag an ihren Enden Trockenmauern bekommen. Für viele der Lehrlinge wird das eine noch unbekannte Herausforderung sein.

Das neue Wegstück ist keinen Kilometer lang – und macht es möglich, dass auch ganz kleine oder schon ältere Menschen die kleine Runde oberhalb von Heiligkreuz sicher bewältigen können. Beliebt ist sie nämlich nicht nur wegen der Aussicht, sondern auch wegen der zahlreichen Holzfiguren auf halber Strecke, dem Märliweg Wurzilla. So kurz die Baustrecke auch ist: Ohne das Engagement in der Region wäre der Bau nicht bezahlbar gewesen. «Die Gasthäuser hier spendeten Essen und Übernachtungsmöglichkeiten und die beteiligten Firmen nicht nur die Arbeitszeit, sondern grad noch das ganze Baumaterial», sagt Sandro Zanella. Er half auf Gemeindeseite mit, den Einsatz auf die Beine zu stellen.

Als Dessert Trockenmauern bauen

Noch das Mittagessen im Bauch, gilt es Schwerstarbeit zu leisten: Ein Lastwagen liefert Bruchsteine an. Aber nicht direkt zur Hängebrücke, da führen nur Fusswege hin. Die Lehrlinge wuchten Stein um Stein um in einen kleinen Raupendumper. Der Mutigste von der Jungs setzt sich ans Steuer. Er muss nun im steilen Wiesenhang und neben dem frisch gekiesten Weg so eine Linie wählen, dass er nicht samt Ladung umkippt. Was ihm mit Bravour gelingt. Am Brückenkopf angekommen, sind die Steine schnell abgeladen. Doch dann: viele ratlose Gesichter. Selten bekommen Strassenbauer heutzutage noch die Gelegenheit, Trockenmauern zu bauen. Der Bauleiter markiert mit Spray die Linie, erklärt, wie der Boden vorbereitet und dass die grossen Steine zuerst hingelegt werden sollen. Dann lässt er die Jungen machen. «Was versteht er unter gross?», fragt da einer in die Runde. «Die, die du nicht alleine schleppen kannst», antwortet ein anderer prompt. Klarer Fall. Zwei Stunden später sind die Lehrlinge vom Buddeln und Steine setzen verschwitzt, aber das erste Betonfundament der Brücke ist mit Steinen eingefasst.

Text und Bilder: Alexandra Rozkosny

Erschienen im September 2025

Fünf für einen Weg

Der Weiler Heiligkreuz hatte schon länger den Rundweg erneuern wollen, doch hätte der Weiler die Bauarbeiten im steilen und teilweise unzugänglichen Gelände nicht finanzieren können. Durch die Vermittlung von bergversetzer fanden sich qualifizierte Freiwillige. Fünf Tiefbaufirmen – Spag, Sustra, Büwe, Brun und Rengli – hatten sich für den Freiwilligeneinsatz zusammengetan.