Langlaufgeschichte bis unters Dach
Das skurrilste Museum weit und breit versteckt sich in einem alten Stall in Oberwald. Toni Hischier hat hier eine der komplettesten Sammlungen von Langlaufskis des Landes zusammengesammelt.
Das skurrilste Museum weit und breit versteckt sich in einem alten Stall in Oberwald. Toni Hischier hat hier eine der komplettesten Sammlungen von Langlaufskis des Landes zusammengesammelt.
«Kommt nur rein, es ist offen», ruft Toni Hischier den beiden holländischen Touristinnen zu, die etwas verunsichert auf dem Vorplatz zwischen Gartenzwergen, alten Wagenrädern und Geranientöpfen stehen und das Holzschild mit der Aufschrift «Toni’s Ski-Museum» begutachten. «Es ist gratis», schickt er aufmunternd hinterher. Doch den beiden ist entweder die steile Holztreppe, die in den oberen Stock des uralten Holzstalls führt, oder der enthusiastische Museumsbesitzer nicht ganz geheuer. Sie machen auf dem Absatz kehrt und verschwinden wieder. Sie haben etwas verpasst. Denn das private Langlaufmuseum des 75-Jährigen ist wohl die skurrilste Sehenswürdigkeit im Goms – und unbedingt einen Besuch wert.
Tritt man durch die niedrige Tür, steht man in einer anderen Welt. Und das Hirn hat Mühe, das Gesehene zu verarbeiten. Der kleine Raum ist bis unters Dach gefüllt. Gefüllt mit Langlaufgeschichte: Skis, Bindungen, Stöcke Schuhe, Startnummern, laminierte Kopien von Zeitungsartikeln und, und, und. Die Skis stehen an den Wänden, an Ständer im Raum gelehnt, sogar die Decke ist mit Langlaufskis getäfert. Und hinter den ausgestellten Exemplaren stapeln sind noch die «Reservemodelle». 1200 Paar Ski hat Toni in den kleinen Raum gestopft. 600 weitere hatten keinen Platz mehr und warten in einem benachbarten Stall auf einen zukünftigen Auftritt im Rampenlicht.
Wie das Ganze genau angefangen hatte, kann Toni selbst nicht mehr so genau sagen. Als er seine zweite Langlaufausrüstung kaufte, war ihm die erste zu schade zum Wegwerfen. Bald brachten ihm seine Langlaufkollegen ihr ausrangiertes Material vorbei, schon bald darauf das ganze Tal. Und irgendwann war es kein grosser Schritt mehr, seine Sammlung etwas zu ordnen und Museum zu nennen. Was in der schieren Menge von Material leicht untergeht: Tonis Sammlung kann auch qualitativ überzeugen. Zurecht stolz ist er zum Beispiel auf seine ältesten Stücke: ein paar Langlaufskis aus Eschenholz mit Lederbindungen, aus dem Jahre 1896. Oder auf die vielen Skis von Langläuferinnen und Langläufern aus dem Goms, die in der Nationalmannschaft waren. Oder auf die komplette Modellpalette der Einsiedler Skifabrik Müller aus den letzten Jahrzehnten vor der Fabrikschliessung. Deren Ende hat Toni bis heute nicht ganz verdaut. «Das waren mit Abstand die besten Skis, die es je gab. Da kamen alle anderen nicht ansatzweise heran», ist er überzeugt. Umso mehr Geschichten weiss er darüber zu erzählen. Überhaupt weiss Toni wohl zu jedem einzelnen Exponat eine Anekdote oder einen spannenden Brocken Fachwissen – die er gerne mit seinen Besuchern teilt. Seine liebste Geschichte ist aber die, wie Dario Colognas Siegerski ihren Ehrenplatz in seinem Museum fanden. Doch die hört man sich am besten vor Ort selbst an…
tonis-skimuseum.com