Neues Haus für alten Brunnen

Zeit statt Geld spenden: Das können freiwillige Helferinnen und Helfer mit bergversetzer.

Ein bunt zusammengewürfeltes Lehrlingsteam des Ingenieurunternehmens Gruner AG packte bei Bergbauerfamilie Accola im bündnerischen Filisur freiwillig mit an. Auch wenn das ursprünglich geplante Bauprojekt dabei nicht an die Reihe kam: Am Ende war die Woche für alle ein grosser Gewinn.

«Jetzt laaangsam anheben», ruft ein Lehrling von Gruner. Der Bergbauer Andrea Accola lenkt den Arm des Traktors nach oben. Gebannt schaut das Lehrlingsteam zu, wie das drei mal fünf Meter grosse Blechdach vom Boden abhebt. «Stopp», ruft es da aus zehn Kehlen. Das Dach hatte begon- nen, gefährlich nach hinten zu kippen. Der Bergbauer senkt den Kranarm, die Lehrlinge legen die Hängegurte neu an.

Freiwillige aus der ganzen Schweiz

Die jungen Leute sind aus der ganzen Schweiz nach Filisur gereist. Hier, auf dem Hof von Andrea Accola und Kathrin Ryser, leisten sie fünf Tage lang freiwillig einen «bergversetzer»-Einsatz. Geplant war eigentlich, die alte Scheune abzubrechen. Doch wegen der Bauteuerung mussten Andrea und Kathrin das Projekt kurzfristig stoppen. Stattdessen bauen die Lehrlinge nun ein neues Brunnenhaus, bei dem das Dach des alten Häuschens wieder verwendet werden soll. Beim zweiten Versuch gelingt es, das sperrige Blechdach kontrolliert hochzuheben. Es aber auf die neu gesetzten Balken zu hieven – dafür ist der Traktorarm zu kurz; am Abend ist der Brunnen immer noch ungedeckt.

​Um das alte Dach zu platzieren, braucht es jede Hand

«Ein benachbarter Bergbauer, bei dem die Lehrlinge am Tag darauf arbeiteten, half uns schliesslich mit seinem Forsttraktor aus», sagt Andrea Accola später. So konnten die Lehrlinge am Ende der Woche das Brunnenhaus doch noch fertig stellen. Daneben halfen sie Holz zu spalten oder richteten einen naturnahen Lebensraum für Wildtiere ein.

Vermittelt von «bergversetzer», engagiert sich die international tätige Baufirma Gruner jedes Jahr mit einem solchen Einsatz im Berggebiet. Lehrlinge aus der ganzen Schweiz und aus den unterschiedlichsten Sparten kommen so zusammen, um bei einer Bergbauernfamilie zu arbeiten. Es ist ein Gewinn für beide Seiten: Die jungen Leute lernen eine andere Lebenswelt kennen und die Bergbauern können grössere Arbeiten, für die sie allein wochenlang Hand anlegen müssten, in wenigen Tagen erledigen.

Text und Bilder: Alexandra Rozkosny

Erschienen im März 2023

Bei bergversetzer Zeit statt Geld spenden

Die Organisation «bergversetzer» vermittelt Freiwilligen an Bergbetriebe, die Unterstützung benötigen. Die Vermittlung ist für beide Parteien kostenlos. Neben Einsätzen wie auf dem Hof von Andrea Accola, wo handwerkliches Geschick gefragt war, gibt es auch viele Einsätze, bei denen keine Vorkenntnisse nötig sind.
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Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.