Ein neues Seil für den Lebensnerv

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Ein Leben ohne Seilbahn? Für Sepp und Fränzi Niederberger-Amrein unvorstellbar. Schliesslich gibt es ausser zu Fuss keine andere Möglichkeit, ihren Bergbauernbetrieb auf der Bielen oberhalb von Wolfenschiessen zu erreichen. Doch die letzte routinemässige Sicherheitskontrolle brachte eine böse Überraschung: feine Risse im Zugseil, die ein baldiges Auswechseln unumgänglich machen. Eine unerwartete und zu grosse Investition für die Bergbauern.

Lautlos gleitet die kleine, blaue Seilbahnkabine durch die Dunkelheit. Nur schemenhaft heben sich dunkle Bäume vom schneebedeckten Grund ab. Oder sind es Felsen? Sepp Niederberger schaut nicht zweimal hin. Für ihn ist die luftige Fahrt zwischen der Bielen auf 1111 Meter und dem Talgrund bei Wolfenschiessen Alltag. Er macht die Fahrt sogar mehrmals jeden Tag. Das erste Mal wie jetzt bereits vor 7 Uhr in der Früh. Dann geht es fürs Füttern in den unteren Stall zu den Schafen und den Alpakas. In der Zwischenzeit versorgt seine Frau Fränzi im oberen Stall die Lamas. Am Abend wiederholt sich das Spiel.

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Seilbahn als Zufahrtsstrasse

«Ohne Seilbahn? Da wären wir aufgeschmissen», sagt Fränzi. «Sie ist unser Lebensnerv.» Auf die Bielen rauf kommt man weder mit dem Auto noch mit einem landwirtschaftlichen Transporter. Nur in einem gut einstündigen Fussmarsch. Oder eben mit dem Bähnli. Gebaut hat es Sepps Grossonkel in den 1970er-Jahren, heute ist es im Besitz von Sepp und Fränzi. «Es ist sozusagen unsere Zufahrtsstrasse», sagt Sepp. Allerding keine billige. Es muss regelmässig gewartet werden, Kontrollen und Zertifizierungen sind vorgegeben, der Elektromotor verbraucht Strom. Wenn es nur von Niederbergers genutzt würde, wäre es nie und nimmer tragbar. Zum Glück eignet sich die Wiese hinter Niederbergers Wohnhaus gut als Startplatz für Gleitschirmflieger. Mehrere Gleitschirmschulen kommen mit ihren Schülerinnen und Schülern hierher. Es finden auch Prüfungsflüge statt. Wenn die Wetter- und Windbedingungen stimmen, geben sich die Piloten schon fast die Klinke der Seilbahntür in die Hand. Und Sepp und Fränzi tun alles dafür, damit sie haben, was sie brauchen. Ein kleiner Selbstbedienungskiosk mit Kaffeemaschine und Kühlschrank ist genauso vorhanden wie ein öffentliches WC. «Die Bedingungen hier sind wirklich perfekt. Vom gut präparierten Startplatz über den heissen Kaffee bis hin zu Parkmöglichkeit bei der Talstation. Niederbergers machen das wirklich super», sagt zum Beispiel Felix Eggenschwiler, Fluglehrer aus dem Solothurnischen.

Die Seilbahn ist ein Puzzleteil eines sehr divers aufgestellten Bauernbetriebs. Nebst der Landwirtschaft gehören auch ein Agrotourismusangebot in einem ausgebauten «Gaden», ein Alpbetrieb und ein Betreuungsangebot für Jugendliche dazu. Zurzeit nehmen Sepp und Fränzi, die beide fast erwachsene Kinder aus erster Ehe haben, welche nicht auf der Bielen wohnen, jeweils zwei Tage pro Woche zwei Buben aus schwierigen familiären Verhältnissen bei sich auf. «Das zurückgezogene, einfache Leben hier oben inmitten der Natur und mit den Tieren ist perfekt für Timeouts und um wieder zu sich selbst zu finden», sagt die ausgebildete Kindergärtnerin Fränzi.

Risse im Inneren des Seils

Mit ihren vielen Standbeinen kommen Niederbergers gut über die Runden. Mal läuft der eine Betriebszweig etwas besser, mal der andere. Was sie aber vor grosse Probleme stellte, war der Befund der letzten routinemässigen Sicherheitskontrolle der Seilbahn. Beim Röntgen der Stahlseile stellte der Kontrolleur beim Zugseil Risse einiger der inneren Drähte fest – und kündigte seinen nächsten Besuch innerhalb eines halben Jahres an. «Bis dahin muss ein neues Seil her», fasst Fränzi die Lage zusammen. Denn falls sich der Zustand des alten Seils verschlechtern sollte, würde die Bahn sofort ausser Betrieb gesetzt. Und Niederbergers wären aufgeschmissen. So ein Seil kostet aber viel Geld. Zu viel für Niederbergers, um es kurzfristig aufzutreiben. Deshalb fragten sie die Schweizer Berghilfe um Unterstützung bei dieser ungeplanten Investition an.

Die Berghilfe hat Niederbergers Gesuch geprüft und Unterstützung in der Höhe von 17 000 Franken zugesichert. 16 000 Franken fehlen uns noch. Helfen Sie mit, diesen Betrag zu sammeln.

Mehr Infos zum Hof von Familie Niederberger: abufdalp.ch

Text und Video: Max Hugelshofer
Bilder: Max Hugelshofer

Erschienen im Dezember 2023