«Bauen kostet hier ein Viertel mehr»

Wengen im Berner Oberland ist nur per Zahnradbahn erreichbar. Bauen ist deshalb aufwendig. Dennoch kann hier eine Zimmerei existieren. Zum Generationenwechsel investiert die Müller Holzbau GmbH in eine brandneue Werkstatt.

«Man wird automatisch zum Logistik-Profi, wenn man hier oben baut», sagt Inhaber Werner Müller. Denn egal ob Stall, Ferienhaus oder Werkstatt – alles Material muss von Lauterbrunnen aus mit der Zahnradbahn nach Wengen hochtransportiert werden. Vom Bahnhof zur Baustelle oder zur Zimmerei geht es per Transporter. Dessen Ladekapazität gibt dabei das Limit von Grösse und Gewicht vor. Maschinen müssen demontiert, Holzlieferungen auf mehrere Fuhren verteilt werden. Das bedeutet viel Aufwand. Werner: «Bauen wird dadurch rund ein Viertel teurer als im Tal unten.» Es erfordert aber auch eine gute Planung. «Schnell nochmals ein vergessenes Teil auf die Baustelle liefern lassen geht nicht», sagt Werner. Aber er kenne es ja nicht anders. Der 53-Jährige ist hier aufgewachsen, hat den Betrieb 2006 von seinem Vater übernommen und laufend vergrössert. Heute beschäftigt er neun Angestellte, zwei davon sind Lehrlinge. Sein Sohn Patrick steht in den Startlöchern für die Betriebsübernahme.

Das Projekt in Kürze

  • Zimmerei
  • Neue Werkstatt
  • Wengen/BE

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Senior und Junior arbeiten immer eng zusammen, ganz besonders aber beim aktuellen Bauprojekt, welches das gesamte Team auslastet – eine neue Werkhalle am Dorfrand. «Einen so grossen Bau haben wir nur alle paar Jahre», sagt Werner. Das Spezielle daran: Für einmal bauen Müllers nicht im Kundenauftrag, sondern für sich selbst. Die Halle wird schon bald zum neuen Firmensitz. «Alles ebenerdig, mit einem eingebauten Kran und vor allem endlich genug gross. Gegenüber früher wird das ein ganz anderes Schaffen», schwärmt Patrick. Erste Arbeiten konnten seine Leute schon in der im Rohbau stehenden Halle erledigen. Das Resultat: «Sie brauchten viel weniger lang.»

Aber nicht nur Zeit werden Müllers in ihrer neuen Halle einsparen, sondern auch Energiekosten. Das Dach ist mit Solarpanels gedeckt, die übers Jahr gesehen mehr Strom produzieren werden, als der Betrieb benötigt.

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannik Andrea

Erschienen im November 2024

Ein Dorf im Ausnahmezustand

Anfang Januar ist in Wengen im Berner Oberland an ein normales Leben jeweils nicht zu denken. Das traditionelle Skirennen versetzt dann das ganze Dorf in den Ausnahmezustand. Auch bei der Holzbau Müller GmbH ruhen während dieser Zeit die Baustellen. Nur schon, Material wie üblich mit der Bahn von Lauterbrunnen heraufzutransportieren, ist unmöglich, weil die ganzen Kapazitäten für das Skirennen gebraucht werden. Werner Müller hat wie die meisten Wengener aus der Not eine Tugend gemacht und hilft mit, wo es nur geht. Als Kommandant der Dorffeuerwehr arbeitet er beim Sicherheitskonzept der Lauberhornrennen mit.

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