Das war vor vielen Jahren. Seither habe ich die unterschiedlichsten zum Verkauf stehenden Häuser an verschiedensten Orten angeschaut. Aber es hat nichts gepasst. Die Geschichte der «Friedegg» hatte ich immer mitverfolgt, auch wenn sich mein Lebensmittelpunkt inzwischen aus dem Toggenburg raus verlegt hatte. Aus der Ferne sah ich, wie der Stern des Hotels weiter stieg und dann, als die befreundete Familie es verkaufte, zu sinken begann. Es folgten viele Besitzerwechsel, investiert wurde nicht mehr, die Gästezahlen sanken. Als das Haus einmal mehr zum Verkauf angeboten wurde, schlug ich zu. Ich konnte mir so nicht nur meinen alten Traum vom eigenen Betrieb erfüllen, es schloss sich auch ein Kreis. Die «Friedegg» hatte mich wieder. Und auch das Toggenburg, denn ich zog in mein altes Elternhaus.
Gemeinsam mit vielen Freunden machte ich mich an den Umbau. Es gab viel zu sanieren, aber auch Sachen, die ich anders haben wollte. Den riesigen Speisesaal habe ich unterteilt und einen gemütlichen Aufenthaltsraum mit Bibliothek eingerichtet. Für mich war immer klar, dass ich die «Friedegg» nicht weiter als Hotel führen möchte, sondern als Bed and Breakfast. Um das Frühstück zuzubereiten, tut es die in die Jahre gekommene Hotelküche noch. Es gibt ja genügend gute Restaurants in der nahen Umgebung, denen muss ich nicht Konkurrenz machen. Und ich habe es ja schon gesagt: Der geborene Koch bin ich nicht. Auch komme ich so mit wenig Personal aus. Ich selbst bin ständig hier. Ausserdem kann ich auf die engagierte Mithilfe mehrerer Teilzeitmitarbeiterinnen und -mitarbeiter aus dem Tal zählen.
Das Interesse an der «Friedegg» ist gross, und vor allem kommen die meisten Gäste nach ihrem ersten Besuch wieder. Es sind Ruhesuchende, aber auch Wanderer und Biker. Explizit sprechen wir keine Familien an. Nicht etwa, weil ich keine Kinder mögen würde, sondern einfach, weil es für dieses Gästesegment im Toggenburg schon genug Angebote gibt. Obwohl diese natürlich nie so perfekte Bedingungen fürs Versteckspielen bieten können.»
gasthaus-friedegg.ch
Text: Max Hugelshofer
Bilder: Yannick Andrea
Erschienen im
September 2021