«Das ‹Hölzige› hat mir immer gefallen»

Stillsitzen ist keine Stärke von Nicola Truaisch. Innert weniger Jahre hat er aus dem kleinen Schreinerbetrieb seines Vaters eine Firma mit 17 Angestellten gemacht, die Elementbauten produziert und im ganzen Tessin aufrichtet.

«Meistens bin ich gedanklich schon einen Schritt weiter. Als ich vor zehn Jahren aus dem Berner Oberland zurück ins Bleniotal kam, um in der Schreinerei meines Vaters einzusteigen, sah ich mich dort bereits die ersten Elemente für Wohnhäuser erstellen. Und als es dann endlich soweit war, hatte ich im Kopf schon den neuen Produktionsraum im Haus nebenan fertiggeplant. Dann das eigene Wohnhaus aus Holzelementen, dann der zehnte Angestellte, dann die neue Produktionshalle. So ging das immer weiter. Aber jetzt, jetzt muss ich dann ganz bewusst mal eine Pause einlegen. Alles setzen lassen, mehr Zeit für die Familie haben, die Mitarbeiter zur Ruhe kommen lassen.

Das Projekt in Kürze

  • Schreinerei und Zimmerei
  • Neue Produktionshalle
  • Dongio/TI

Ich weiss, dass es nicht selbstverständlich ist, wie positiv sich die Firma in den letzten Jahren entwickelt hat. Gegründet wurde sie vor 34 Jahren von meinem Vater Valerio Truaisch und seinem Kollegen Marco Derighetti. Deshalb auch der Name «Truaisch & Derighetti Sagl». Die beiden machten ihr ganzes Berufsleben ungefähr das gleiche: Küchen einbauen, Fenster, Türen, die üblichen Schreinerarbeiten halt. Als Kind habe ich viel Zeit in der Werkstatt verbracht. Das «Hölzige» gefiel mir immer. Aber ich bin nicht so der Detail-Typ. Deshalb lernte ich Zimmermann.

Nach der Ausbildung ging es auf die Wanderjahre, so bin ich bei einer Zimmerei im Berner Oberland gelandet, die sich auf Elementbauten aus Holz spezialisiert hat. Mir war sofort klar, dass es so etwas im Tessin auch braucht. Als mein Vater altershalber anfing, nach einem Nachfolger zu suchen, und sich gleichzeitig sein Kollege aus der Firma zurückziehen wollte, fragten sie mich an. Ich sagte zu, auch weil ich inzwischen hier im Val di Blenio meine jetzige Frau Dayana kennengelernt hatte und zurückkehren wollte.

Ich sagte meinem Vater aber ganz klar, dass sich die Firma verändern wird, wenn er mich aufnimmt. Er war einverstanden, aber mit meinem Tempo habe ich ihn sicher ab und zu an seine Grenzen gebracht. Doch mir konnte es nicht schnell genug gehen. In den ersten Monaten, als ich gefühlt nichts anderes tat, als Küchen einzubauen, bin ich schier verzweifelt vor Langeweile.

Einer der grössten Arbeitgeber

Die Firma ist rasch gewachsen, aber immer schön Schritt für Schritt. Die meisten Leute hier im Tal haben das gar nicht mitbekommen. Erst als wir in unserem kleinen Industriegebiet hier in Dongio die neue Produktionshalle aussteckten, die mit 35 mal 17 Meter doch eine ordentliche Fläche hat, ist ihnen bewusst geworden, dass wir inzwischen eine der grösseren Firmen im Tal sind. Und übrigens auch einer der wichtigsten Arbeitgeber.

Die neue Halle wird unsere Arbeit extrem erleichtern. Bisher fehlte es an allem. An Lagerplatz, an brauchbaren Büroräumen, vor allem aber einfach an Fläche, um an mehreren Elementen gleichzeitig arbeiten zu können. Auch der geplante Kran wird helfen. Heute müssen wir immer mit einem fahrbaren Kran in den Produktionsraum rein, wenn wir ein Element aufstellen oder umplatzieren wollen. Von den Abläufen her ist das ein Albtraum.

Ich selbst arbeite inzwischen fast nur noch im Büro. Ich hoffe aber, dass ich wieder mehr in der Produktion mitanpacken kann, wenn der Neubau mal fertig und der Umzug abgeschlossen ist. Meine Frau lacht allerdings immer nur, wenn ich davon rede. ‹Bis
dann planst du doch schon wieder den nächsten Ausbauschritt›, sagt sie. Dagegen wetten würde ich nicht.»

truaisch-derighetti.ch

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im November 2023

Die Unterstützung

Die Holzbaufirma «Truaisch & Derighetti Sagl» ist kräftig gewachsen. Doch für den jüngsten Ausbauschritt reichten die eigenen Mittel nicht. Die Schweizer Berghilfe unterstützte beim Bau der neuen Produktionshalle.
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.