Das neue Glanzstück

Die «Caprice II» gehört zum Lac de Joux wie der Absinth zum Val de Travers. Doch neue Vorschriften hätten dem beliebten Ausflugsschiff fast den Garaus gemacht. Jetzt gleitet es in neuem Glanz über das türkisfarbene Wasser des Bergsees.

Schon von weitem sieht man die «Caprice II» über das Wasser kommen. Kurz darauf hört man sie auch. Von einem langsamen, tiefen Tuckern untermalt, gleitet das Ausflugsboot ruhig und in einer eleganten Kurve an den Steg. Kapitän Pascal Charpilloz bedient mit einer Hand Gas und Ruder, um das Boot an der Stelle zu halten, mit der anderen vertäut er es am Steg. Dort wartet schon geduldig eine Gruppe von Wanderinnen, Familien und Ausflüglern. Vorsichtig klettern alle in das kleine Boot, das Tuckern wird lauter und die «Caprice II» verschwindet wieder auf dem türkisfarbenen See.

Das Projekt in Kürze

  • Ausflugsboot
  • Restauration
  • Le Pont/VD

Wenn man im Vallée de Joux Ferien macht, gehört ein Ausflug auf dem Lac de Joux einfach mit dazu. Und das schon seit 1889. Damals entwickelte sich langsam der Tourismus und auf Initiative eines Hoteliers stach die erste «Caprice», noch ein Dampfschiff,
in den See. Bis zur zweiten «Caprice» vergingen einige Jahrzehnte, in denen andere Schiffe auf dem Lac de Joux fuhren. Die «Caprice II» kam 1976 ins Vallée de Joux, nachdem sie zuvor fast 30 Jahre lang auf dem Rhein ihren Dienst getan hatte. Seither ist sie vom Tal nicht mehr wegzudenken.

Ultimatum aus Lausanne

Doch plötzlich schienen ihre Tage gezählt zu sein. Auslöser dafür war ein simpler Verwaltungsakt: Die Verantwortung für die technische Kontrolle von Motorbooten wurde von der Eidgenossenschaft an die Kantone übertragen. Und die neuen Inspektoren in Lausanne waren viel strenger als die in Bern. Sie setzten der «Compagnie de navigation sur le Lac de Joux» ein Ultimatum: Entweder wird das Boot komplett restauriert oder es ist Schluss mit der öffentlichen Schifffahrt auf dem See. Für die Genossenschaft unvorstellbar. «Die Caprice II» ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Identität hier im Tal», sagt Präsident Christian Golay, der in jüngeren Jahren Kapitän des Bootes war. Also musste die «Caprice II» restauriert werden. Der ganze Rumpf wurde erneuert, der alte Ford-Motor von Spezialisten komplett neu aufgebaut und das Boot mit Sonar ausgerüstet. Jetzt erstrahlt die «Caprice II» in neuem Glanz. Wenn es nach Christian geht für mindestens weitere 80 Jahre.

caprice2.ch

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im Mai 2022

Die Unterstützung

Die Sanierung der «Caprice II» hätte die finanziellen Möglichkeiten der Betreibergenossenschaft bei Weitem überstiegen. Die Berghilfe trug mit ihrer Unterstützung dazu bei, das historische Ausflugsschiff auf dem Lac de Joux zu erhalten. Möchten auch Sie unterstützen?
Was Sie tun können
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.