Die Gebrüder Gagygnole

Die Gebrüder Gyger brennen edle Schnäpse und Liköre aus Enzian.

«Gagygnole» und «Souboziane» kommen heraus, wenn drei Brüder mit einer Vorliebe für lokale Produkte, Wortspiele und alkoholische Getränke ihrer Fantasie freien Lauf lassen.

Es ist nur eine unscheinbare Tür im Erdgeschoss eines alten Bauernhauses. Doch dahinter öffnet sich für Liebhaber von gebrannten Wassern ein kleines Paradies. Empfangen werden die Besucher nicht nur vom Duft nach Gewürzen, Orangen und Hochprozentigem, sondern auch von den drei Brüdern Gaëtan, Luca und Tim Gyger. Die jungen Männer mit den coolen grauen Sweatshirts mit Flachmann-Aufdruck sind Kopf, Herz und Seele der Firma Gagygnole.

Angefangen hat alles in der elterlichen Küche im Weiler Souboz im Berner Jura. Hier mischte Gaëtan, der gelernte Agronome, seine ersten alkoholischen Zaubertränke zusammen. «Wie die meisten jungen Männer trinke ich im Ausgang und mit Freunden gerne Alkohol», sagt er. Es störte ihn aber immer, dass fast alles Hochprozentige aus dem Ausland importierte Massenware war. «Also erfand ich selber etwas.» Gaëtan und seine Brüder sind aus Gründen des Umweltschutzes voll überzeugt von lokalen Produkten. Auch für alte, traditionelle Rezepte interessieren sie sich. Da lag es auf der Hand, dass sie als Basis für ihr neues Getränk den gelben Enzian wählten, der auf den umliegenden Juraweiden wächst, und aus dessen Wurzeln schon seit Urzeiten Schnaps gebrannt wird. Einfach nur Enzian zu brennen war Gaëtan aber zu einfach. Stattdessen fügte er Weisswein, Zucker, Zitrusschalen und Gewürze hinzu – und fertig war ein frischer Likör, der sich perfekt zum Apéro oder für Mischgetränke eignet. Ein Name war auch schnell gefunden: «Souboziane», eine Mischung aus Souboz und Gentiane, also Enzian.

Das Projekt in Kürze

  • Jungunternehmer
  • Produktionsraum für Brennerei
  • Souboz/BE

Gaëtans Brüder waren sofort dabei, als es darum ging, das Hobby grösser aufzuziehen. Nun brauchte die Firma einen Namen. Und weil Gaëtan einerseits von seinen Freunden Gagy genannt wird, andererseits die Gyger-Brüder ein Faible für Wortspiele haben, entstand nach dem gedanklichen Umweg über «Gnole», einem alten Wort im Berner Jura für Schnaps, der Begriff «Gagygnole».

Die drei Brüder legten sich ins Zeug, gruben kiloweise Enzianwurzeln aus, pflanzten Kräuter an und bauten Beziehungen zu Bio-Produzenten von Weisswein und Früchten auf. Dann brannte Gagy die erste Ladung Enzianschnaps, und im Keller der Eltern wurde gemischt, abgefüllt und etikettiert. Das war vor vier Jahren. Die erste Charge war im Nu ausverkauft, und seither war die Nachfrage immer grösser als die Produktion. «Wir hätten gerne mehr hergestellt, aber dafür reichte der Platz nicht», sagt Luca. Erst als die drei Brüder mit Unterstützung der Schweizer Berghilfe die ehemalige Wohnung des Grossvaters unten im Elternhaus zum Produktionsraum umbauen konnten, gab es etwas Luft.

Inzwischen produziert «Gagygnole» 2000 Liter pro Jahr. Zur Souboziane sind ein spezieller Gin, ein Wodka mit Waldmeister-Note und ein Enzian-Sirup dazugekommen. Mit der Menge der produzierten Getränke stiegen auch die Einnahmen. «Anfangs hatten wir jeden Rappen in Zutaten und neue Anlagen investiert. Inzwischen können sich Gaëtan und Luca, die am meisten Zeit in Gagygnole investieren, einen kleinen Lohn ausbezahlen », sagt Tim. Noch ist es nicht viel mehr als ein Taschengeld, aber irgendwann wollen die beiden davon leben können.

gagygnole.ch

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im Mai 2019

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