Die Grill-Meister

Michael Koller stellt auf seinem Hof Grills und Feuerstellen her.

Der Ertrag aus dem kleinen Landwirtschaftsbetrieb in den Hügeln ob Gonten reicht für Debora und Michael Koller nicht aus, um die Familie mit den drei kleinen Kindern zu ernähren. Deshalb setzen Kollers auf eine ganze Reihe von Nebeneinkünften. Wichtig: den Hof verlassen müssen sie für keine davon.

«Haben Sie ein Auto mit Allradantrieb?», fragt Debora Koller am Telefon. «Sonst könnte es im Winter schwierig werden mit einem Besuch.» Der Hof von Kollers liegt abgelegen. Sehr abgelegen. Aber direkt am beliebten Wanderweg Gonten-Kromberg. Deshalb spazieren im Sommer bei schönem Wetter hunderte von Leuten am kleinen Landwirtschaftsbetrieb vorbei. Ein Umstand, den sich Kollers zu Nutze machen. «Wenn wir unsere Produkte zu den Kunden bringen müssten, würden wir viel zu viel Zeit verlieren. Also holen wir die Kunden zu uns», sagt Michael Koller. Die beiden jungen Landwirte tun dies mit viel Initiative. Zuerst richteten sie ein Hoflädeli ein, in dem sie im Sommer unter dem Label Eugsterprodukte von Nidelzältli über Trockenfleisch bis zum Sirup viel Selbstgemachtes verkaufen. Später kamen dort eine Kaffeemaschine, ein Kühlschrank mit Getränken und eine Kühltruhe mit Glacé dazu. Teils zugekauft, teils aber auch selbst gemacht. Deboras Geschmacksrichtung «Appenzeller Biber» ist inzwischen für manchen Gast zum wahren Grund für die sonntägliche Wanderung geworden. Irgendwann ergab sich die Gelegenheit, günstig zwei Tipi-Zelte zu kaufen, und schon wurden Kollers zu professionellen Gastgebern.»

Bei den Tipis richteten sie eine Feuerstelle ein. Schon beim ersten Einfeuern nervte sich Michael über den wackeligen Dreibein-Grill, bei dem der Rost hin und her schaukelte, wenn man die Würste wenden wollte. «Das muss doch besser gehen», sagte sich der gelernte Polymechaniker. Bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, einer Schlosserei, in der er die Werkstatt benutzen durfte, baute er einen Grill, der seinen Ansprüchen genügte. Mit zwei U-Profilen als Stützen, in denen der Rost geführt wird und einer Kurbel zum hoch- und runterdrehen. «Die Tipi-Gäste waren begeistert davon», sagt Michael. So entstand die Idee, diesen Grill in Serie herzustellen.

Das Projekt in Kürze

  • Bauer und Handwerker
  • Maschinen für die Metallverarbeitung
  • Gonten/AI

Was fehlte, war eine geeignete Werkstatt. Den Platz dafür konnte Michael mit Hilfe des Verpächters, einer Genossenschaft, in der Remise selbst einrichten. Aber für die nötigen Geräte wie Plasmaschneider und Schweissanlage reichte das Ersparte der Familie nicht. Da sprang die Schweizer Berghilfe ein und ermöglichte Michael mit dieser Investition den Start in ein neues Geschäftsfeld.

Inzwischen hat Michael mit der Serienproduktion begonnen. «Wenn ich zehn Stück pro Jahr verkaufen kann, bin ich zufrieden», sagt er. Es sieht nicht schlecht aus. Erste Bestellungen aus dem erweiterten Bekanntenkreis sind bereits eingegangen. Der Grill kostet je nach Grösse zwischen 600 und 800 Franken. Das scheint nicht ganz billig, ist aber im Vergleich zu weniger durchdachten Produkten auf dem Markt ein sehr guter Preis.

eugsthof.ch

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im März 2014
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.