«Die Milch bleibt im Dorf»

Das Puracenter in Lenzerheide verarbeitet zwei Millionen Liter Milch pro Jahr. Möglich wurde dies durch den Bau einer neuen Molkerei.

Die neue Molkerei ermöglicht neue Perspektiven. Die Wertschöpfungskette von der Milchabpackung bis zur Produktion sowie dem Verkauf und der Vermarktung verschiedener Käse und Joghurts bleibt in Lenzerheide.

Das Puracenter wurde Opfer des eigenen Erfolgs. 1996 gründeten rund 20 initiative Bauern in Lenzerheide die Aktiengesellschaft, welche eine Molkerei betreibt und einen Dorfladen führt. «Damit wollten wir erreichen, dass die einheimischen Bauern ihre Milch im Dorf abliefern können, dass das Rohprodukt in der Gemeinde verarbeitet wird und die Milchprodukte hier verkauft werden können», erzählt Bruno Zenklusen, Geschäftsführer des Puracenter. Der Erfolg hat die Erwartungen bei Weitem übertroffen. «Die Bauern lieferten besonders im Frühling so viel Milch ab, dass wir einen Teil davon in den zu klein gewordenen Räumlichkeiten nicht mehr verarbeiten konnten», sagt Zenklusen. So kam es, dass jährlich bis zu 50 000 Liter als Industriemilch ins Tal verkauft werden mussten. Die Bauern erhielten dafür einen tieferen Preis. Nebst der Milchabpackung stieg das Puracenter mit zwei festangestellten Käsern auch in die Käseproduktion ein, um dadurch mehr Milch verarbeiten zu können. Trotzdem spitzte sich die schwierige Situation weiter zu: Dem Betrieb fehlte nötiger Lagerraum, und die Hygienevorschriften konnten nicht mehr eingehalten werden.

Im vergangenen Jahr folgte schliesslich der «Befreiungsschlag». Die Eigentümer des Puracenter erstellten in einem Anbau eine neue Molkerei, die im Januar dieses Jahres in Betrieb genommen werden konnte. «Der Ausbauschritt war dringend nötig», betont Bruno Zenklusen und ergänzt: «Ohne die Unterstützung der Schweizer Berghilfe hätten wir das Projekt erst ein Jahr später umsetzen können.» Nun ist der modern eingerichtete Betrieb in der Lage, pro Jahr zwei Millionen Liter Milch zu verarbeiten. Das ist doppelt so viel wie in den Anfangs-jahren. «Jetzt habe ich die Sicherheit, dass ich meine Milch auch in Zukunft zu einem guten Literpreis in Lenzerheide abliefern kann. Das ist für mich sehr wichtig», erklärt Bauer Markus Lenz. Er weist auf einen zusätzlichen Pluspunkt hin: «Dank dem gutfunktionierenden Puracenter haben wir die Wertschöpfungskette von A bis Z im Dorf, und die Arbeitsplätze bleiben erhalten.» Damit findet die Lenzerheide-Erfolgsgeschichte eine Fortsetzung. Inzwischen stellt die Molkerei nämlich bereits verschiedene Käsesorten her, wie den Halbhartkäse Lenzerheide, Schellenursli-Bio-Käse, Lavozer und Frischkäse. Einige dieser Spezialitäten finden genau wie abgepackte Milch und Joghurt nicht nur in Lenzerheide, sondern in Spar-Läden in der ganzen Schweiz Abnehmer. Bruno Zenklusen ist überzeugt: «Frische Qualitäts-Produkte lassen sich immer gut verkaufen auch in Zukunft.»

puracenter.ch

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im Juni 2012

Das Projekt in Kürze

  • Molkerei
  • Ausbau der Molkerei
  • Lenzerheide/GR
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.